Meine tägliche Abendroutine endete gestern beim Notarzt. Zum Glück sah die Verletzung schlimmer aus, als sie war.
Zweimal am Tag besuche ich meine verbliebenen „Mäuse“ im Olivenhain hinter unserem vorherigen Haus. Sowohl Honey als auch unsere Unzertrennlichen – Lilith und Devil – konnten sich immer noch nicht entscheiden, nach Kontomari zu kommen. Im Gegenteil: Honey war schon da, zog es aber vor, auszureißen und an den alten Platz zurückzukehren. Die drei wissen nicht, was sie verpassen. Blacky und Ginger wollen ganz bestimmt nicht mehr zurück ins Streunerleben.
Damit auch meine „Rest“-Katzen gut versorgt sind, fahre ich also hinunter ins Dorf. Mit meinem Körbchen komme ich mir fast vor wie Rotkäppchen 🙂 Die Nachbarin, die mit ihrem Mann das angrenzende Grundstück bewohnt, bot mir an, vor ihrer Tür zu parken. Das macht den Weg zum Futterplatz kürzer. So bekommen unsere katzenhassenden Ex-Nachbarn aber auch nicht mit, wann wir füttern.
Unser Futterplatz ist heiß begehrt
Aktuell finden sich nicht nur unsere Umzugskandidaten Honey, Lilith und Devil morgens und abends am Futterplatz ein, sondern auch die Miezen, die sich – erwachsen geworden – längst von uns verabschiedet hatten. Zanke-Haue-Beiße-Nanny zum Beispiel schaute irgendwann vorbei und ist nun fast täglich hier. Mit ihr kommt ihr buntes Katzenmädchen, die einzige, die wir nie sterilisiern lassen konnten, weil sie sich nicht greifen ließ und auch nie in die Falle ging. Sie bleibt auch jetzt gewöhnlich abseits irgendwo im Gras und frisst später, was übrig bleibt.
Die Toublemaker-Kater Grobi und Unhold ergänzen das Team. Ersteren hatten wir letztes Jahr kastrieren lassen, obwohl er nie zu uns gehörte. Er war hoch aggressiv und die Kastration sollte helfen. Der Kater piepst jetzt zwar mit süßem Stimmchen und ist tatsächlich lieber geworden, er legt sich aber weiter gern mit anderen an. So auch mit Unhold. Der weiße, leicht ungepflegte Kater hatte sich uns im Frühsommer angeschlossen. Da war er schwer verletzt. Jetzt ist er heil und buhlt um meine Gunst. Er muss demnächst zur Kastration.
Mittlerweile warten die Katzen schon am Rande des Olivenhains auf mich und eskortieren mich zum Futterplatz. Ich könnte mich ja verlaufen 🙂 Manchmal kommen sie sogar direkt zum Auto.
Gestern Abend ging alles schief
Ich wollte Katzen füttern und endete beim Notarzt.
Meine „Rasselbande“ war mehr als ungeduldig, als ich kam. Während ich die Wasserschalen und Näpfe vor dem Nachfüllen reinigte, schrien sich Grobi und Unhold aggressiv an. Normalerweise stelle ich eine große Trockenfuttertüte dazwischen, um sie runterzuholen. Gestern aber ließ ich sie, beugte mich über meinen Korb am Boden und fing an, die Beutel mit dem Nassfutter zu öffnen. Kater Unhold ging das alles nicht schnell genug. Er langte mit der Pfote nach dem Beutel und erwischte mit seiner Kralle die Pulsader am Handgelenk meines rechten Arms – längs. Das Blut lief. In kürzester Zeit sah es aus wie auf der Schlachtbank. Und der Bluterguss, weil es auch nach innen blutete, machte, dass mein Handballen und der halbe Unterarm sehr unangenehm anschwollen. Mit hochgehaltenem Arm lief ich zum Auto, angelte mit der linken Hand den Verbandskasten heraus und legte einen provisorischen Druckverband an.
Die nahe Praxis von Dr. Vittorakis in Platanias hatte zum Glück noch geöffnet. So, wie ich aussah, ging der Chirurg zunächst von Schlimmerem aus und wollte nähen. Das war aber nicht nötig. Er stillte die Blutung, reinigte und desinfizierte die Wunde. Neben der Hauptverletzung kamen weitere tiefe Kratzer zum Vorschein. Dann schickte er mich für die gründliche Reinigung ins Bad – unter Aufsicht, denn ich hätte bei dem Blutverlust ja umfallen können. Der Hinweis, meinen Ehering abzunehmen, war Gold wert. Ich bekam ihn mit Seife gerade noch so vom stetig anschwellenden Finger.
Fachmännisch verbunden und mit einem Rezept für Antibiotika und Tetanusimpfung ausgestattet ging es in die Apotheke. Hier holte ich mir die eh‘ überfällige Impfung. Schon seit geraumer Zeit hatte ich mir vorgenommen, den lange abgelaufenen Schutz erneuern zu lassen. So schnell kann’s gehen …
Für die Zukunft muss ich an meiner Logistik beim Füttern arbeiten. Das kann schließlich auch mal schiefgehen.