Dieses kleine Hundemädchen lag eines Morgens auf dem Sofa vor unserer Haustür – gekommen, um zu bleiben 🙂
Okay: Ahnung von Hunden haben wir nicht. Für Hunde ausgestattet sind wir auch nicht. Und wir haben die Katzen, die sich nach unserem Umzug Anfang April und der Eingewöhnung innen jetzt draußen gerade so langsam mit der neuen Umgebung anfreunden. Schlechte Voraussetzungen für eine weitere Adoption. Andererseits hatten wir die liebe Kleine sofort ins Herz geschlossen. Verjagen war damit ausgeschlossen. In dieser Disziplin sind wir eh‘ schwach – was alle wissen … Wir überlegen ja immer noch, wer uns die Süße vor die Tür gesetzt hat 🙂
Pragmatisch besorgte ich erstmal Welpenfutter sowie beim Tierarzt in Maleme Halsband, Leine und Spot-on gegen die offensichtlich zahlreichen Parasiten in ihrem Fell. Alles weitere würde sich finden. Wir waren unentschlossen, tendierten aber dazu, die Kleine aufzunehmen. Schließlich hatten wir bisher noch alle Herausforderungen gemeistert.
Hilfe von erfahrenen Hundehaltern
Zur Glück waren wir mit dem Neuankömmling nicht allein. Meine Schwester, die immer schon Hunde hat, verbrachte gerade ihren Urlaub bei uns. So lernten wir, was und wieviel ein Hund frisst, erhielten Tipps für die mehrfache tägliche Hunderunde sowie die Hundehaltung überhaupt und kauften gemeinsam sinnvolles Spielzeug ein. Als sie nach Deutschland zurück musste, kam neuer Besuch. Hundeflüsterer Uwe und Sibylle, mit denen wir schon 2017 unseren damaligen Findelhund versorgt hatten, halfen uns bei der Betreuung und Erziehung. Fernunterricht gab Hundetrainer Arnold, den ich speziell um Rat gefragt hatte.
Für die Umsetzung aller Hinweise und Tipps sind natürlich wir verantwortlich. Konsequenz ist ziemlich schwer. In null Komma nichts waren die Polster des Außensofas durchgekaut. Der Tipp mit dem Auspauern half dann aber – bedingt 🙂
Hund und Katz‘
„Wenn ein Hund sich mit Euren Katzen vertragen soll, braucht Ihr einen Welpen“, riet uns schon Anfang des Jahres eine Frau aus dem Dorf. Seinerzeit hatten wir das Thema nur theoretisch betrachtet. Ein Welpe schien uns mit Blick auf unser Alter ungünstig.
Jetzt, wo das Thema akut ist, erleben wir, dass Hunde und Katzen tatsächlich zumindest friedlich miteinander umgehen können. Wir hatten wohl auch Glück, dass es von Beginn an keine ernsten Feindseligkeiten zwischen den Tieren gab. Die Kätzchen waren irritiert bis ängstlich, die Hündin interessiert und neugierig. Schwanzwedelnd lief sie hinter den Samtpfötchen her und forderte sie zum Spielen auf. Diese aber hatten (noch) keine Lust.
Inzwischen legt sich das Chaos der ersten Tage. Kater Spotty ist dabei der Entspannteste. Er schreitet durch den Garten, der Welpe mit gebührendem Abstand hinter ihm her. Bleibt Spotty stehen, stoppt auch der Hund und setzt seine beste Umschuldsmine auf. Dann geht das Spiel weiter. Manchmal liegen sie sich auch mit etwas Abstand gegenüber. Bewegt sich der Hund, knurrt Spotty kurz. Das hilft dann. Dass sich beide friedlich gegenübersitzen, haben wir heute erstmals erlebt.
Kater Blacky, unlängst noch betreuter Streuner, ist da (noch) weniger cool. Aktuell orientiert er sich aber in allem stark an Spotty. Das gibt Hoffnung.
Und die „Mädels“?
Ms. Piggy tut, was Zicken so tun: Rumzicken – und das in einem Maße, dass wir inzwischen „zickig“ durch „pickig“ ersetzt haben. Nur wenn sie auf der Mauer unter dem Carport liegt, ist sie völlig entspannt. Sie hat es tatsächlich schon fertigbekommen, einfach nicht nach Hause zu kommen und sich stattdessen im verwaisten Garten der Athener Nachbarin zu verstecken. Dabei löste sie mit ihrem Hin- und Hergelaufe gleich noch den Bewegungsmelder und damit den G4S-Alarm aus. Der mitten in der Nacht kommende Security-Mann staunte sicher nicht schlecht, als er vor dem Zaun Norbert im Nachtgewand mit wehenden grauen Haaren traf 🙂 Zum Glück zeigte sich die weiße Mieze kurz, so dass er Norberts Story glaubte. Da ist also noch jede Menge Arbeit für uns.
Unsere blinde Mischy kann den Hund nur riechen. Da sie aktuell das Außengehege noch nicht verlassen darf und so immer ein Gitter zwischen ihr und dem Welpen ist, bleibt sie gelassen. Vielleicht haben Tori und sie durch das Kennenlernen auf Distanz die bessere Startbedingungen.
Besuch beim Doc
Unser Welpe, der jetzt Tori heißt, war inzwischen auch beim Tierarzt. Einen Chip oder irgendein Zeichen, das auf die Herkunft des Tieres deutet, ließ sich selbstverständlich nicht finden. Damit hatte auch niemand ernsthaft gerechnet, denn ausgesetzte Hunde sind auf Kreta leider Usus. Dass Tori mit Menschen gelebt hat, ist aber unverkennbar.
Drei bis vier Monate ist Tori laut Tierarzt alt und sie wird nicht sehr groß werden – zehn Kilo vielleicht. Aktuell wiegt sie etwa 6,5 Kilo. Die erste Impfung hat sie gut vertragen. Die nächste folgt Anfang Juli. Ausgestattet mit Tabletten für die Entwurmung verließen wir die Praxis. Als Tierretter mussten wir auch mit dem Hund nur einen geringen Betrag für den Termin bezahlen.
Nachtrag 15.07.2023
Tori hat sich eingelebt. Sie fühlt sich wohl bei uns, folgt Rudelführer Norbert, genießt ihre Spaziergänge, die Autofahrten und unsere Aufmerksamkeit. Aber Tori hat ein paar Macken:
Dass Tori auf den Nachbargrundstücken klaut – Schuhe natürlich, Gürteltaschen mit Inhalt, Basecaps, heiße Unterwäsche, Werkzeug – haben ihr bisher noch alle Beteiligten nachgesehen. Sie ist einfach süß. Wir rüsten trotzdem auf und werden unser Grundstück nun für viel Geld einzäunen. Das ist ja letztendlich auch für die Katzen besser.
Problematischer ist das Beißen, das vor allem mich betrifft. Nachdem sie mich vorletzte Nacht echt verletzt hatte, war Norbert schon der Meinung, dass Tori weg muss. Aber wir lieben sie und deshalb haben wir nochmal Rat von Arnold eingeholt. Er hat uns klargemacht, dass es hier um Autorität, Rangfolgen und Austesten von Grenzen geht. Seitdem üben wir mit ihr entsprechend Arnolds Ratschlägen. Heute lief es schon deutlich entspannter. Das wird 🙂