Aus dem Mitleid mit einem unbekannten, schwer bedürftigen Streuner ist eine lange und teure Reise geworden. Doch der Weg lohnt sich, denken wir. Denn Streuner-Moni kann wieder gesund werden.
Verdreckt, dehydriert, ausgehungert – so fanden wir die Katze vor ein paar Wochen auf unserer Mauer. Das rechte Auge blutete stark. So wie die Katze aussah, gingen wir davon aus, dass es für sie keine Hoffnung mehr gibt. Wir stellten Wasser und Futter auf die Mauer und machten einen Termin beim Tierarzt im Ort. Zum Glück zeigten sich alle unsere Kätzchen von der besten Seite und ließen den Eindringling zur Ruhe kommen.
Beim Tierarzt war Euthanasie kein Thema. Er vermutete eine schwere Verletzung, vielleicht durch einen Kampf, als Ursache für das blutende Auge und wollte es operativ entfernen. Wir sagten die Übernahme der Kosten für die OP sowie die anschließende zweiwöchige Pflege zu. Im Gegenzug erhielten wir einen guten, akzeptablen Preis für die Rettung einer Streunerkatze. So weit so gut …
Doch die Katze ließ sich nicht betäuben oder anders: das Änasthetikum wirkte auch in stark erhöhter Dosis nicht. Da die OP so nicht stattfinden konnte, mussten wir die Patientin – versorgt mit Schmerzmitteln und Langzeitantibiotikum – nach Chania in eine Klinik bringen, die über erweiterte Möglichkeiten verfügt.
Diagnose: Eosinophiler Granulom-Komplex
Bei der Untersuchung in Chania entdeckten die Ärztinnen weitere blutende Stellen am Körper und äußerten einen Verdacht, den die Biopsie bestätigte. Um optimal behandeln zu können, schlossen sie danach im Labor noch Katzen-Lepra aus. Während wir alle – lange – auf die Laborergebnisse warten mussten, wurde die Patientin sterilisiert sowie gegen Würmer, Flöhe, Milben und sonstiges Ungeziefer behandelt. Das Antibiotikum wurde erneuert, Vitamine & Co. verabreicht.
Heute haben wir Moni, wie die Streunerkatze inzwischen heißt, aus der Tierklinik von Sofia Terezaki zu uns geholt. Drei Wochen hat sie dort verbracht, Diagnostik, Behandlung und Pflege erfahren. Das Auge wurde noch nicht entfernt. Ob das noch nötig ist, wird sich zeigen. In den nächsten Wochen geben wir täglich Kortisonpillen und ein Mittel für die Fellpflege. Alle zwei Wochen muss das Antibiotikum in der Klinik erneuert werden.
Moni „wohnt“ jetzt erst einmal in unserem Gästezimmer, vorerst noch im Stubengehege. Sowie sie sich an die neue Umgebung gewöhnt hat, darf sie sich im Zimmer und danach in der Wohnung frei bewegen. Und wenn alles gut läuft, kann Moni danach wieder in die Natur. Bis dahin wird sie auch geimpft sein.