Neue Kätzchen wollte ich nie wieder haben. Zu tief saß der Schmerz über den Verlust von Katerle. Doch dann hockten diese beiden plötzlich eines Morgens Ende August mit ihrer Mutter auf unserer Mauer …
Die Kleinen waren seinerzeit noch viel winziger, aber auch damals schon zuckersüß, putzmunter – und sehr hungrig. Vor allem das Katzenmädchen musste dringend aufgepäppelt werden. Von da ab erschienen die drei täglich mehrfach. Die Katzenmama, die sich wunderbar um ihren Nachwuchs kümmerte, wusste schließlich, warum sie uns ausgesucht hatte: Auch Katerle war ihr Kitten und der kleine Schatz hatte es bei uns immer sehr gut.
Die neuen Katzenjungen eroberten unser Herz wieder im Flug. Wir „tauften“ sie Micky und Nicky und beschlossen, sie zu behalten – so sie denn bleiben wollen. Sie blieben und wuchsen schnell. Es machte Spaß, den Kleinen beim Herumbalgen zuzuschauen. „Time-Wasting No. 1“, würde unsere britische Nachbarin sagen 🙂
Ein paar Probleme gab es aber doch:
- Wir bekamen auch diese Kätzchen wieder nicht zahm. Die Anwesenheit der Mutter war hierfür schlecht, denn sie übertrug ihre extreme Ängstlichkeit auf ihre Kinder. Auf der anderen Seite tat es den Kitten gut, dass die Mutter so lange bei ihnen war.
- Miezi, unsere „Bestandskatze“ auf dem Grundstück, wollte die Neuankömmlinge nicht akzeptieren. Vor allem der freche Ginger-farbige Mini-Kater, der auch gern provozierte, störte sie extrem. Es dauerte recht lange, ehe eine Art friedliche Koexistenz möglich wurde.
Geschwisterkinder auf Lebenszeit?
Schon früh kontaktierten wir den Tierarzt in Maleme, nicht nur wegen der Impfungen. Vor allem die Kastration schien uns wichtig, damit das schöne Geschwisterverhältnis erhalten bleibt. Wie die Kätzchen miteinander umgingen war so rührend. Für die Kastration aber müssten wir die Kleinen erstmal einfangen …
Stavros Daskalakis empfahl uns Tropfen auf Kanabis-Basis. Ab jetzt gab es täglich einige davon ins Futter. Es würde ein paar Wochen dauern, meinte der Veterinär, bis die Tropfen wirken. In unserem Fall taten sie es gar nicht. Und so lief die Zeit, denn die Geschwister wurden immer älter.
Mitte Dezember waren wir immer noch nicht weiter.
Wir sollten möglichst schnell mit dem kleinen Kater kommen, riet der Arzt jetzt. So vereinbarten wir, dass wir vormittags jederzeit auch ohne Termin in der Praxis erscheinen könnten. Das Einfangen ging allerdings zweimal schief. Während Kater Micky nach dem ersten Fehlversuch einen großen Bogen nur um Norbert machte, war er nach dem zweiten ganz weg – mehr als eine Woche. Inzwischen ist er zurück. Aber er traut auch mir nicht mehr so richtig. Es wird also dauern, ehe wir unser Vorhaben in neuen Jahr umsetzen können.
Für das Geschwisterverhältnis ist es inzwischen wohl eh‘ zu spät. Beide Katzen sind noch auf unserem Grundstück, allerdings an verschiedenen Orten. Beide schlafen gern oben auf dem Balkon im Regal, zusammengekuschelt wie früher jetzt aber nicht mehr. Sie wechseln sich eher ab. Micky und Nicky gehen ihrer Wege. Während der kleine Kater-Schreihals früh am Morgen lautstark sein Frühstück unten am Schlafzimmerfenster fordert, wartet seine Schwester, bis wir ihr auf dem Balkon oben den Futternapf reichen. Micky bleibt tagsüber viel auf dem Grundstück, Nicky streunert herum.
Unsere größte Sorge ist jetzt, dass das Katzenmädchen trächtig wird. So ein Theater wie seinerzeit mit Miezi wollen wir kein zweites Mal. Es einfach „durchlaufen“ lassen, um am Ende ein Desaster wie mit Katerle zu erleben, kommt aber auch nicht in Frage. Wir bleiben also dran.
Nachtrag Februar 2021
Micky ist weg! Nachts hörten wir böse Katerkämpfe im Olivenhain. Möglich, dass er den großen Katern unterlegen war, auch möglich, dass sein Niesen doch eine ernstere Ursache hatte. Alles Suchen half nichts.
Das Ganze ist jetzt schon ein paar Wochen her. Micky wird nicht wiederkommen, denken wir 🙁