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Sommerhitze, Brände, Wassermangel …

Hochsaison in Chania

Der griechische Sommer hat es in sich und das nicht erst, seit der Klimawandel in aller Munde ist. Ob Urlaub hier im Hochsommer wirklich so eine tolle Idee ist?

»Niemals würden wir um diese Zeit nach Griechenland fliegen.« So dachten wir früher als Touristen. Selbst mit Ferienhaus auf Kreta verbrachten wir den Sommer lieber in Nordeuropa – bis auf drei, vier Tage im August, um unsere Meinung zu bestätigen 🙂
In Nordeuropa wären wir jetzt auch gerne, doch mit unseren Tieren klappt das nicht mehr. Und so müssen wir uns arragieren …

Gäste aus aller Welt mögen den griechischen Sommer in der Hochsaison sehr.

Der Tourismus boomt und damit sind die Küstenorte so voll wie schon lange nicht mehr. Wir bewundern die Hitzefestigkeit und Kondition der Urlauber. Denn während wir alle unsere Aktivitäten in die Morgen- und Abend- bzw. Nachtstunden verlegen und den Tag über am liebsten faul irgendwo im Schatten oder drinnen herumliegen, scheint der Tatendrang der Touristen ungebrochen. Ausflüge, Wanderungen, Schmoren am Strand, Jogging in der Mittagshitze und ähnliche Aktivitäten stehen auf dem Programm.

Bei solchem Tun kann schnell auch mal was passieren, vor allem, wenn man unter der glühenden Sonne ohne gesicherte Ortskenntnisse und ausreichend Wasser und dann auch noch allein auf entlegenen Pfaden wandert. Dabei sind längst nicht nur junge Menschen unterwegs, sondern auch meine Generation 60+, die bisher gut durchs Leben gekommen ist und sich gern für unkaputtbar hält. Vor einiger Zeit gingen regelmäßig Informationen über Todessfälle durch die griechischen Medien. In deutschen Medien las sich das dann anders. Die Berliner Morgenpost titelte sogar „Unheimliche Vermisstenfälle häufen sich”. Clickbaiting wohl, denn unheimlich war da gar nichts, wie auch im Artikel zu lesen war. Wir wurden erst durch den Anruf eines deutschen TV-Senders aufmerksam, der um ein Statement bat. Doch kein Interesse.

2024 ist tatsächlich besonders.

Extremes Wetter kennen alle, die auf Kreta leben. Heftige Unwetter, dramatische Regenfälle und schwere Stürme – außerhalb der Tourismussaison, versteht sich – Hitzewellen und temporäre Dürren werfen hier so schnell niemanden um. Doch in diesem Jahr ist es anders als in den Jahren zuvor, soweit wir das aus eigenem Erleben beurteilen können. Nach einem ungewöhnlich milden sowie regen- und schneearmen Winter – der zweite in Folge mit nur 60 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge, heißt es – ging es zügig in den Frühsommer. Seit März hat es in unserer Region nur noch ein einziges Mal kurz geregnet.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind aktuell konstant hoch. Das ist Warnstufe Rot für Menschen.

Die erste Hitzewelle mit über 40 Grad Celsius erlebten wir bereits in der zweiten Juniwoche! Seitdem zeigt das Thermometer konstant zwischen Mitte 30 und 40 Grad, nachts zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Und dabei wohnen wir nicht einmal im wärmsten Teil der Insel.

Was uns aber am meisten zu schaffen macht, ist nicht die hohe Temperatur allein, sondern die Kombination mit der ebenfalls sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Beides zusammen beeinflusst das körperliche Wohlbefinden. Das ist Warnstufe Rot für Menschen. Link zum Temperatur-Feuchte-Index › 

Das alles hat Folgen für die Natur.

Extreme Trockenheit, selbst im Winter, und rund ums Jahr viel zu hohe Temperaturen bleiben nicht ohne Folgen. Es brennt vermehrt, trotz aller Vorkehrungen und gewachsenem Bewusstsein für die Gefahren. Von Wassermangel hatten wir in der Vergangenheit gehört, jetzt müssen wir ihn auch an unserem Wohnort erleben. Die ersten Gemeinden haben Wassernotstand erklärt. Experten fordern dringend eine Wasserschutzstrategie für Kreta. (nachfolgend mehr)

Brände aller Art

Wild Fire oder Flurbrände

Flurbrand nahe Rethymnon

Der Brand auf dem Foto liegt ein paar Jahre zurück. Wir waren entsetzt über die enormen Temperaturen, obwohl wir so weit entfernt waren. Da will man nicht näher heran.

Brände gehören leider zum Sommer. Olivenhaine, Felder, Schluchten, Berghänge und wiesenähnliche Bereiche sind absolut trocken. Eine achtlos weggeworfene Wasserflasche reicht. Wenn dann noch Wind aufkommt …

Die ersten Brände wurden in diesem Jahr bereits im April gemeldet – früher als sonst üblich – und entsprechend früh griffen die Behörden durch. Wobei „durchgreifen“ relativ ist. Aber schon Ende April sah man an den öffentlichen Straßen Arbeiter der Gemeinden beim Entfernen von trockenem Bewuchs. Grundstücksbesitzer aller Art waren gehalten, ihre Grundstücke zu bereinigen. Normalerweise gibt es Strafen für Zuwiderhandlungen. Ob die umgesetzt werden, wissen wir nicht.

Höchste Warnstufe

Schon seit einiger Zeit gilt die höchste Brandwarnstufe. Jede Art offenes Feuer ist verboten. Das heißt auch, dass Grillen über Holzkohle ausfällt. Die Website des Zivilschutzes – https://civilprotection.gov.gr/odigies-prostasias/dasikes-pyrkagies – klärt mehrsprachig über das richtige Verhalten auf, sowohl präventiv als auch im Falle eines Brandes. Die Umsetzung der Vorschläge zur Brandprävention bringt allerdings auch uns an die Grenzen. Eigentlich sind wir gut aufgestellt, aber wir müssten alle Regenrinnen, Fallrohre etc. ersetzen lassen …

Unter https://civilprotection.gov.gr/all-guidelines finden Interessenten Informationen nicht nur zu Bränden, sondern z.B. auch zu Erdbeben, Überschwemmungen, Erdrutschen und anderen auf Kreta möglichen Naturkatastrophen.

Immer aktuell informiert

Wer Cell Broadcast-Nachrichten empfangen kann, erhält die Region betreffende Katastrophenmeldungen sehr schnell per Mobilfunk. Informiert wird über den Brand selbst und alles drumherum, also Sperrungen, evtl. Evakuierungen usw. In dieser Woche hatten wir gleich zweimal entsprechende CB-Nachrichten auf dem Smartphone. Zum Glück lagen die Vorkommnisse nicht gleich „um die Ecke“ und sie konnten beherrscht werden. Doch nachdenklich stimmt das schon. Zumal es so schnell gehen kann.

Wassernotstand

Anm.: Nachfolgend werden u.a. griechisch- und englischsprachige Quellen genannt. Moderne Browser übersetzen die Texte problemlos.

Wasser ist ein knappes Gut.

Verteiler für Landwirschaftswasser im Dorf

An solchen Wasserverteilern zapfen die Landwirte ihr Wasser für Oliven, Avocados, Zitrusfrüchte & Co.

Die Landwirte in unserer Nähe kämpfen schon länger mit Wasserknappheit. Denn ihr Wasser wurde in diesem Jahr bereits häufiger abgestellt. Regelmäßig sehen wir sie an den Verteilern. Unser griechischer Nachbar fürchtet – wie alle anderen – um seine Ernte. Alle leben schließlich von dem Ertrag!

Der Interessenkonflikt zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Anwohnern ist nicht neu. Auch früher hörten wir, dass zugunsten der Hotelanlagen zeitweise kein Wasser mehr in den Privathaushalten lief. Das aber nie in unserem Dorf – jetzt schon. Zum ersten Mal seit 2015 tröpfelte es gestern nur noch aus dem Hahn und was da tröpfelte kam bereits aus unserem Speicher auf dem Dach. Nur irgendwann war auch der leer. Zum Glück erledigte sich das Problem über Nacht. Offiziell haben wir keine Information über Beschränkungen erhalten. In anderen Gemeinden und Regionen sieht das anders aus.

Erste Gemeinden haben den Wassernotstand erklärt.

„Seit Juli 2023 liegen die monatlichen Niederschläge unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre“, sagt Stavros Dafis, Natur-Meteologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei meteo.gr – auch auf Kreta. Dafis fügt hinzu, dass die beiden Hitzewellen im Juni und Juli die Dürre noch verschlimmert haben. Dazu kam plötzlicher Temperaturanstieg, stärkere Winde sowie mehr Sonnenscheinstunden als üblich. (Quelle: zarpanews.gr)

Für 14 Gemeinden in Griechenland, darunter auf Kreta, hat das Generalsekretariat für Katastrophenschutz den Ausnahmezustand ausgerufen. Betroffen sind Kissamos im Nordwesten sowie Messara, etwa 54 Kilometer südlich der Inselhauptstadt. Hier ist der Stand des Feneromeni-Damms, der die Region mit Wasser versorgt, alarmierend niedrig. (Quelle: euronews.com)

Touristen werden voraussichtlich vom Wassermangel und den damit verbundenen Einschränkungen kaum etwas mitbekommen. Aber jeder kann seinen Beitrag zum Sparen leisten.

Experten fordern eine Wasserschutzstrategie für Kreta.

Der Wassermangel wird zur Zeit fast täglich in den Medien thematisiert. Als Ursache werden der Klimawandel sowie Misswirtschaft, Übertourismus, Verschwendung, marode Leitungen bis hin zu illegalen Wasserausleitungen genannt. „Kreta hat kein Wasser und baut einen Flughafen für 15 Millionen Passagiere pro Jahr“ schreibt zarpanews. „Wir haben uns nicht gefragt, ob es verfügbare Ressourcen gibt, um solche Touristenströme zu unterstützen“, wird Alexandra Gemitzzi zitiert. Sie ist Professorin an der Abteilung Geoinformatik der Abteilung für Umwelttechnik der Demokrit-Universität von Thrakien. Ihr Team beschäftigt sich vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen u.a. mit Übertourismus und seinen Folgen sowie nachhaltigen Entwicklungsmodellen. (Quelle: zarpanews.gr)

Eine Expertengruppe der Universität Kreta fordert dringend Maßnahmen zur Eindämmung der Verschwendung, darunter Sensibilisierungskampagnen in Tourismuseinrichtungen, aber auch Reparaturen und Verbesserungen des Wassernetzes. Unverzichtbar sei eine Wasserwirtschaftsbehörde, die für die Organisation der Versorgung, die Netze und die Preispolitik zuständig sei. (Quelle: ekathimerini.com)

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