Heute gab es in der Taverna Maleme gleich zwei Anlässe zum Feiern: den Tag, an dem die Befreiung von der Osmanenherrschaft begann, und Mariä Verkündigung.
Der 25. März ist anlässlich des Unabhängigkeitstages ein Nationalfeiertag in Griechenland und arbeitsfrei. Schon vor drei Jahren waren wir an diesem Tag auf Kreta, hatten die Paraden von Schülern, Tanzgruppen und Militär in den Städten und größeren Orten aber verpasst. Das war leider auch in diesem Jahr nicht anders. Wir werden wohl eher aufstehen müssen 🙂
Mariä Verkündigung (Evangelismos) ist ein Kirchenfest, der Tag, an dem der Erzengel Gabriel Maria verkündete, dass sie ein Kind bekommen würde. Aus diesem Anlass finden für orthodoxe Christen überall Gottesdienst statt.
Dafür waren wir am Nachmittag beim Feiern dabei – allein unter Griechen, wie so oft 🙂 Die Taverna Maleme direkt am Strand hatte extra am 25. März für einen Tag geöffnet, obwohl die Saison erst viel später startet und draußen am Strand noch jede Menge Arbeit wartet, bis die Touristen kommen. Als ich den Wirt vor ein paar Tagen bedauerte wegen der vielen Arbeit, winkte er nur ab. Er wär‘ ja noch jung und könne arbeiten – kein Problem. Diese Einstellung ist immer wieder faszinierend! Ganz besonders, wenn man an all‘ die Verwüstungen nach den letzten Unwettern denkt.
Davon ließ sich heute niemand die Laune verderben. Der große Saal hinter der Strandtaverne war festlich hergerichtet. Wir hatten bisher überhaupt nicht registriert, dass der Saal dazugehört …
Fisch in der Fastenzeit
Die Speisekarte war auf den Tag ausgerichtet. Bakaliaros me Skordalia (Stockfisch mit Knoblauch-Kartoffelpüree) müsse man essen, meinte Lena, meine neue griechisch-russische Konversationspartnerin bei unserem gestrigen Treffen. Das wäre Tradition. Wir waren verwundert, denn eigentlich ist ja Fastenzeit und da gelten strenge Regeln:
- keine tierischen Produkte: kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier, KEIN FISCH. Erlaubt sind Meeresfrüchte (Tintenfisch, Garnelen usw) und Fischroggen.
- weniger Olivenöl
Wein und hochprozentige Getränke sind übrigens erlaubt, wenn auch eingeschränkt, und Oliven natürlich.
Die Erklärung für den Fisch ist einfach: An zwei Tagen in der Fastenzeit darf er gegessen werden – am 9. März und heute, am 25. März. Gegessen wird eben der Stockfisch, der auch in den Bergen immer verfügbar ist. Wir kannten ihn bisher nur aus dem Norden Europas und aus Russland. Hier auf Kreta wird er meist aus Kabeljau hergestellt und nach entsprechender Vorbereitung in Mehl paniert und in Öl ausgebraten.
In der Taverna Maleme kocht Mama.
Die Mutter des Wirtes, die in der Taverna kocht, übertraf sich wieder selbst. Wir wissen ja, dass sie toll kochen kann, aber heute waren wir eher skeptisch, ob uns der Stockfisch schmecken würde. Hat er – Mamas Bakaliaros war ein Gedicht! Wir probierten neben Skordalia auch ihr Spezialgericht, die Garnelen-Pfanne mit Tomaten und Knoblauch. Einfach köstlich! Vom Haus gab’s Chorta-Pie und leckere Loukoumades.
Am Ende waren wir wieder mehr als satt. So sehr wir uns auch Mühe geben – irgendwie essen wir bei einem griechischen Fest immer zu viel. Das gehört wohl einfach dazu.
Musik macht der große Sohn.
Beim Karnevalsumzug neulich in Kissamos hatte uns der Wirt der Taverna Maleme stolz seinen kleinen Sohn vorgestellt. Heute würde sein großer Sohn spielen, verriet er uns schon vorgestern, als wir ihn bei unserem Strandspaziergang trafen. Die Band war großartig. Traditionelle kretische Musik, gespielt auf traditionellen Instrumenten von jungen Leuten.
Vor kurzem hatte ich in der Griechenlandzeitung gelesen, dass die jungen Griechen ihre Kultur nicht kennen und ehren würden. Für Kreta können wir das nicht bestätigen. Wo immer wir hinkommen, können blutjunge Menschen Texte von uralten Liedern mitsingen, traditionelle Instrumente spielen und die alten Tänze tanzen. Und es sieht nicht aus, als müsste die Familie sie dazu zwingen.
Wir freuen uns schon auf die nächste Party, die hier auf Kreta immer etwas ganz Besonderes ist.