Feste, Parties und Konzerte – überall in den Dörfern um uns herum. Sommerzeit ist Party-Zeit.
Wein-Fest, Boureki-Fest, Pilafi-Fest, Orangen-Fest, Zitronen-Fest … – jedes Kind braucht einen Namen und die Verantwortlichen in den Dörfern sind erfinderisch. Auch Honig, Graviera-Käse, Bier, Weintrauben oder Kartoffeln werden gefeiert. Wir könnten täglich unterwegs sein. Ob sich das ohne Schaden für die Gesundheit bewältigen ließe, sei mal dahingestellt 🙂
Bei all‘ diesen Aktivitäten handelt es sich um traditionelle kretische Nächte mit traditioneller Musik und viel Tanz, Essen und Trinken auf einem großen zentralen Platz im Ort. Dabei ist die ganze Familie vor Ort – vom Säugling bis zu hochbetagten Senioren. Die Parties gehen bis in den frühen Morgen. Dafür fangen sie auch erst zu für Deutsche ungewöhnlich später Stunde an.
Prioritäten setzen bei der Auswahl der Events ist also wichtig, will man als Zugereister heil durch die Saison kommen. Wir besuchten in der letzten Woche das traditionelle Weinfest in Vouves. Tavronitis haben wir leider verpasst – die Arbeit … Das gestrige Fest in unserem Dorf – Kontomari – stand aber ganz oben auf unserer Agenda.
Weinfest in Vouves
Weinfest in Vouves
Wir mögen Wein, am liebsten roten, und der Ort Vouves ist bekannt für guten Wein. Davon konnten wir uns bereits mehrfach bei Weinverkostungen überzeugen. Mit unseren Gästen besuchen wir hier gerne das Weingut Karavitakis in Pontikiana.
Früher war die ganze Gegend um Vouves ein riesiger Weinberg, heißt es. Der größte Teil der Weinreben sei allerdings später durch Olivenbäume ersetzt worden – auch das hat hier eine lange Tradition. Immerhin steht gleich nebenan im alten Vouves der vermeintlich älteste Olivenbaum der Welt.
Weinfaesser zum Fest in Vouves
Mit dem Weinfest, das jährlich im August Tausende von Besuchern anzieht, knüpfen die Organisatoren an die Tradition des Weinanbaus an. Proben der Produkte können kostenlos aus großen Fässern abgefüllt werden. Sich durch die Weine zu probieren ist allerdings gefährlich, vor allem bei den aktuell hohen Temperaturen. Den jüngeren Menschen scheint das aber nichts auszumachen. Wir hingegen schwächelten, noch bevor die Party ihren Höhepunkt erreicht hatte. Im nächsten Jahr werden wir definitiv später kommen und unbedingt vorher sehr gut gegessen haben 🙂
Apropos später kommen: Wir waren früh – schon um 21 Uhr – vor Ort und bekamen noch einen vermeintlich günstigen Parkplatz nahe des Festplatzes. Als wir kurz vor Mitternacht gingen, stellte sich der als „Falle“ heraus, denn die vielen ankommenden Gäste blockierten die Zufahrtsstraße. Und so mussten wir auf dieser kurvigen Strecke mit parkenden Fahrzeugen links und rechts nochmal rückwärts hoch bis zum Festplatz.
Traditionelle kretische Nacht in Kontomari
Traditionelle kretische Nacht in Kontomari
Das Kontomari-Fest in „unserem“ Dorf ist deutlich kleiner als das in Vouves, hat uns aber wirklich gut gefallen. Das lag vielleicht auch daran, dass wir an vielen Stellen Menschen trafen, die wir kennen: aus den nahen Geschäften, unsere Nachbarn, unseren Schreiner, und, und, und. In dieser vertrauten Umgebung mischten wir uns dann sogar unter das tanzende Volk. Bei den nicht enden wollenden Tänzen und den viel zu heißen Temperaturen lief der Schweiß. Spaß gemacht hat es trotzdem und dank Niko fühlen wir uns inzwischen auch einigermaßen sicher beim Tanzen.
Im letzten Jahr hätte man nur bis um fünf Uhr früh gefeiert, erzählte uns unsere Nachbarin, weil jemand die Polizei gerufen hatte. Wie die Party in diesem Jahr endete, wissen wir (noch) nicht. Denn auch dieses Fest haben wir nicht bis zum Schluss „ausgehalten“. Wie schaffen das die Griechen nur?
Wir waren froh, dass unser Auto in der Nähe stand. Eigentlich hätten wir auch laufen können. Nur den Berg hinunter und ein paar Meter weiter wieder hoch – dazu hatten wir keine Lust. Diesmal aber parkten wir gleich am Ortseingang und wendeten auch gleich, solange noch Platz dazu war.
Jetzt werden wir erstmal pausieren müssen. Denn so viel feiern verträgt sich leider nicht mit meinen beruflichen Pflichten. Aber nächstes Jahr dann als richtige Rentner 🙂
Traditionelle Dorffeste vs. Touristenabende
Lokaler Eventanzeiger in dere Nähe der Autobahnauffahrt Platanias
Wir können Touristen nur empfehlen, eines der vielen Feste zu besuchen, um zu erleben, wie man auf Kreta wirklich feiert. Das können kretische Abende in den Hotels nicht vermitteln.
Zunächst einmal muss man natürlich wissen, was denn wann wo los ist.
Die Events werden fast immer auf Facebook angekündigt. Auch Plakate und Handzettel sind üblich. Letztere finden sich an Bushaltestellen, an Geschäften oder einfach unkonventionell an der Straße an viel befahrenen Stellen.
Der Eintritt zu den Events kostet üblicherweise fünf Euro. Nur beim Bierfest in Vouves wurden zehn Euro verlangt. Dafür war ein Liter Harma-Bier inklusive – schlecht, wenn man so überhaupt kein Biertrinker ist. Ansonsten müssen Getränke, wie auch die Speisen, meist vor Ort gekauft werden. Die Preise dafür sind aber höchst moderat. Je nach Motto der Party können sich die Besucher zudem oft über Gratisangebote freuen.
