Schon von Pontos-Griechen gehört? Falls nicht, so liegt es möglicherweise daran, dass das Thema im Geschichtsunterricht an deutschen Schulen nicht vorkommt …
In meiner Schulzeit erfuhr ich ebenfalls nichts über Pontos-Griechen, auch: die Griechen von Pontos oder Pontus genannt. Ich habe eine Schulfreundin aus Batumi, die mir erzählte, dass früher auch Griechen am Schwarzen Meer lebten. Wie das Ganze zusammenhängt, erschloss sich uns jedoch erst, als wir uns näher mit Griechenland und der griechischen Geschichte zu beschäftigen begannen.
Die geschichtlichen Zusammenhänge sind allerdings kompliziert. Dieser kurze Artikel kann da vieles nur anreißen. Und leider ist auch das Deutsche Reich wieder nicht frei von schuld.
Pontos-Griechen: Die letzten Byzantiner
Gefunden auf blog.chlinks.de:
»Die letzten Byzantiner«, so nennt Mirko Heinemann im gleichnamigen Buch die türkische Minderheit der sogenannten Pontos-Griechen, die seit der Antike an der anatolischen Küste des Schwarzen Meeres siedelten. Während und nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Pontos-Griechen (und andere Volksgruppen wie die Armenier oder Aramäer) systematisch vom Osmanischen Reich vertrieben und teilweise vernichtet.
(Quelle: Gerrrit ter Horst, Ch.Link Blog)
Bis zur Kleinasiatischen Katastrophe im Jahr 1922 hatten lt. Griechenland-Zeitung mindestens 353.000 der Pontier ihr Leben durch Verbrechen der Jungtürken verloren. Was Jungtürken sind, kann man auf fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung nachlesen.
Forderung nach internationaler Anerkennung des Völkermords an den Pontos-Griechen
Seit den 1990er Jahren ist der 19. Mai in Griechenland ein offizieller Gedenktag – zur Erinnerung an den Genozid an den Pontos-Griechen. Die Griechen in aller Welt, vor allem die Pontos-Griechen selbst, setzen sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass dieser Genozid auch international anerkannt wird – analog dem Völkermord an den Armenier, die dasselbe Schicksal erleiden mussten. (Quelle: Website des Vereins der Griechen aus Pontos AKRITES e.V.)
Um so erfreuter wurde in Griechenland 2021 die Entscheidung der deutschen Partei Die Linke aufgenommen, den Genozid an den Pontos-Griechen offiziell anzuerkennen. Tobias Pflüger MdB hatte in seiner Rede „Pontos – Das Recht auf Gedenken“ die deutsche Bundesregierung dazu aufgerufen, Verantwortung gegenüber den Griechen aus dem Pontos zu übernehmen. Zu Recht, so stellte er fest, würden „pontische Verbände von einem ‚vergessenen‘ Genozid sprechen“. Die Bundesregierung müsse sich hier für die „Mitschuld und Mitverantwortung des deutschen Reiches entschuldigen“. Außerdem müssten „jegliche Interventionen von türkischer Seite gegen die klare Benennung der Verbrechen an den Pontos-Griechen“ von der Bundesregierung klar zurückgewiesen werden. (Quelle: tobias-pflueger.de)
Der Linkenpolitiker forderte auch:
„Der Genozid an Armeniern, Assyrern/Aramäern und den Pontos-Griechen, in denen auch das Deutsche Reich involviert war, muss verpflichtend in die Lehrpläne aufgenommen werden.“
Offizielles Gedenken 2022 in Chania
In Chania fand die offizielle Gedenkfeier anlässlich des 103. Jahrestages des Völkermords an den Griechen von Pontus diesmal am 14. Mai 2022 statt – im Friedens- und Freundschaftspark, einem der schönsten öffentlichen Gärten Kretas, am Denkmal der gefallenen Helden. Die Zeitung „Chaniotika Nea“ berichtete ausführlich.
Den orthodoxen Gedenk-Gottesdienst leitete Metropolit Damaskinos von Kydonia und Apokorona. Vertreter politischer und militärischer Behörden, Sicherheitskräfte, Behörden, Verbände und viele Menschen waren gekommen. Kränze wurden niedergelegt. Efthymis Lekakis, Rechts- und Geschichtsforscher, verwies auf die Chronik des Genozids. Neben Vertretern der Pontischen Vereinigung in Chania „Panagia Soumela“ waren auch unsere männlichen Tänzer inklusive der Jungs aus der Kindergruppe am Denkmal dabei.
Danach präsentierte unser Tanzstudio Dale Paso im Kulturzentrum des Parks die Musik- und Tanzperformance „Entwurzelt“. Dabei standen wir wieder – wie schon am 27. Mai 2022 – gemeinsam mit den Tänzern der Pontischen Vereinigung von Chania „Panagia Soumela“ (Bild oben) auf der Bühne.
Und hier noch der Link zum Video der Veranstalter auf YouTube:
https://youtu.be/qLwTvqQoOlw