Dank vieler Menschen, die helfen, kann es für ausgesetzte Katzenbabys ein Happy End geben. Bei uns im Dorf haben das gerade acht von zwölf Winzlingen erlebt.
Er hört nie auf: Hundewelpen und Katzenbabys in Not sind vor allem im Frühjahr und Herbst an der Tagesordnung. Jede helfende Hand – vor allem auch jeder Euro – ist gefragt. Denn die extreme Fruchtbarkeit gepaart mit Unverständnis, Gleichgültigkeit oder auch fehlenden finanziellen Möglichkeiten für Sterilisation und Kastration sorgen für Nachwuchs in einer Zahl, die einfach nicht beherrschbar ist.
Los geht es meist mit Hunden: Im Februar erschienen auf Facebook Meldungen zu freilaufenden jungen Hunden an den Stränden von Pirgos Psilonerou, Gerani und Kolymbari. Engagierte Tierschützer oder einfach nur tierliebende Menschen kümmerten sich, sammelten Spendengelder und ließen die Tiere kastrieren. Einige der Hunde konnten dank der Bemühungen einen Pflegeplatz oder bereits ein For-Ever-Home finden, andere warten noch. Die Initiative war auch Teil der WDR-Reportage »Glückliche Straßenhunde in Griechenland?«
Seit dem Frühjahr wird zudem wieder täglich über entsorgte Katzenbabys berichtet. Shelter und Tierschützer können sich vor Anfragen kaum retten. Ausgesetzte Kätzchen erlebten wir erneut auch in unserer Dorfgemeinschaft. Wir kennen inzwischen eine ganze Reihe von Menschen, die sich wie wir in Eigeninitiative kümmern und Futter, tierärztliche Versorgung und einen halbwegs sicheren Aufenthaltsort organisieren. Trotzdem sind die Tiere noch Gefahren ausgesetzt, auch weil längst nicht alle Menschen Katzen mögen.
12 entsorgte Katzenbabys in zwei Monaten allein am Futterplatz in Kontomari
Rund um den Futterplatz in Kontomari entsorgen verantwortungslose Zeitgenossen immer wieder unerwünschten Katzennachwuchs. Nebenan betreibt die Gemeinde eine Art Sammelstelle für Unrat. Da lädt man die Kartons mit den Kätzchen einfach mal unauffällig mit ab …
Zwischen Anfang Mai und Ende Juni fand das griechische Paar, das sich dort aufopferungsvoll um Streunerkatzen kümmert, drei Mal Katzenbabys. Wie immer waren alle ihren Müttern viel zu früh weggenommen worden und ohne Hilfe zum Sterben verurteilt. Zumal der Futterplatz überhaupt nicht auf so kleine Kätzchen ausgerichtet ist. In Windeseile improvisierte das Paar deshalb etwas mehr Sicherheit an der befahrenen Ecke. Und sie sammelten die unbedarften Winzlinge immer wieder von der Straße ein. Geholfen hat es nur bedingt.
Manchmal passieren aber auch kleine Wunder.
Die Bilanz in aller Kürze:
6 Katzenbabys, ausgesetzt Mitte Mai:
Ein Kleines wurde überfahren. Die anderen hatten Glück. (mehr nachfolgend)
3 Katzenbabys, ausgesetzt Anfang Juni:
Alle Katzenbabys waren am nächsten Tag tot. Auch sie wurden überfahren.
3 Katzenbabys, ausgesetzt Mitte Juni:
Allen geht es gut. (mehr nachfolgend)
Das ist aus den Katzenbabys geworden.
Was aus den Kätzchen geworden ist, steht in den folgenden Abschnitten. Zum Lesen und Bilder ansehen einfach auf die Plus-Zeichen klicken.
Fünf der Katzenbabys vom Mai fanden ein For-Ever-Home oder eine Pflegestelle.
Kurz nachdem das sechste Baby überfahren wurde, waren die verbliebenen fünf verschwunden. Doch dann fand unsere Tori – der beste Katzensuchhund ever 🙂 – die Kleinen auf einem verlassenen Grundstück im Dorf, neben ihnen Futter und Wasser sowie Kisten und Tücher zum Schlafen. Jemand kümmerte sich also.
Wenige Tage später suchte Alexandra McQueen einen Spielgefährten für ein von ihr in ihrem Shelter McQueen Rescues mit der Flasche aufgezogenes Katzenbaby. Größe und Alter passten perfekt zu den kleinen Findlingen. Also machte ich mich auf die Suche nach der Person, die die Zwerge betreut – vergebens. Am Ende nahm Alexandra trotzdem zwei der Kätzchen spät nachts mit. Ich pinnte am nächsten Morgen einen Info-Zettel an eine Wand, damit sich niemand Sorgen machen muss.
Doch das Ganze klärte sich bald auf: Wir waren kurz zuvor im Dorf eingeladen. Dabei hatten wir von den kleinen Findlingen erzählt. Eleni, die den Futterplatz kennt, zog die Mini-Miezen auf das der Familie gehörende ungenutzte Grundstück um und versorgte sie. Dort „wohnte“ bereits ein etwas älteres Kätzchen, das Eleni verlassen in einer Taverne in Chania gefunden hatte.
Optimal war dieses Grundstück am Ende aber auch nicht. Und so leben die kleinen Katzen jetzt in einem Haus mit großem Garten in Paleochora, die größere haben wir übergenommen.
Das graue Kätzchen, das in den McQueen Shelter umgezogen war, wurde schnell von einer tierliebenden Familie in Rethymnon adoptiert. Das gingerfarbene Kätzchen findet bestimmt auch bald ein Zuhause. Weiblich und rot ist ja etwas, das selten und deshalb gefragt ist.
Die drei Katzenbabys von Mitte Juni leben jetzt bei uns.
Ich kann den Anblick von toten Katzenbabys nicht mehr ertragen! Und so haben wir die Winzlinge einfach mitgenommen, obwohl wir mit Katzentieren bereits bestens versorgt und eben auch unsere finanziellen Möglichkeiten endlich sind.
Zunächst hatten wir nur die Kleinste in der Tasche. Sie war unserer Tori – einst selbst ausgesetzt – gefolgt. Tori liebt Kätzchen und umgekehrt. Unser Hundemädchen war jedoch schwer verwirrt, als die Mini-Mieze bei ihr Mamas Zitzen suchte 🙂
Nach einer nach Piggys Tod eh‘ schlaflosen Nacht holten wir die anderen Miezen nach. Zusätzlich zog das Kätzchen bei uns ein, das Eleni aus einer Taverne in Chania gerettet hatte.
Okay, das Timing war blöd, denn gerade eben waren unsere süße weiße Piggy-Maus, vier Wochen zuvor Baby Mika gestorben und wir in unserer tiefen Trauer überhaupt noch nicht bereit für neue Kätzchen. Doch hätten wir sie nicht genommen, wären sie wohl schon tot. Es heißt nicht umsonst, dass man seinen verstorbenen tierischen Liebling am besten ehrt, indem man sich um ein Tier in Not kümmert.
Alle Miezen haben inzwischen den Besuch beim Tierarzt absolviert. Als sie vor zwei Wochen bei uns einzogen, waren sie fünf, die größere zehn Wochen alt und im Prinzip gesund. Die kleinste der Geschwister hatte ich noch eine Woche mit Milch füttern müssen. Ein Zwerg hatte etwas Durchfall, die größere Katzenschnupfen, der mit Antibiotikum behandelt werden musste. Mittlerweile fressen alle vernünftiges Babyfutter vom Tierarzt. Damit verschwand auch der Durchfall. Die Kätzchen dürfen jetzt schon zum Spielen in den Garten..
Wie es weitergehen soll, wissen wir noch nicht.
Eigentlich wollen wir Kätzchen nie wieder so extrem nah an uns heranlassen wie einst unsere weißen Mini-Tiger Spotty, Piggy und Mischy oder später eben auch Mika. Den Verlust stehen wir, vor allem ich, emotional nicht noch einmal durch. Die Neuankömmlinge haben deshalb auch noch keine Namen. Andererseits …
Unser Hundemädchen Tori ist mal wieder schockverliebt und unsere Kater-Bande verhält sich gegenüber den Kleinen abwartend bis nett. Tori und Rüpelkater Dolfi stritten gleich nach dem Einzug des ersten Kätzchens darum, wer die Mutterrolle übernehmen darf.
Wir werden unsere Pflegekätzchen impfen und kastrieren bzw. sterilisieren lassen. Es sind zwei Mädchen und zwei Jungs, macht summa summarum etwa 400 Euro. Vielleicht bieten wir sie zur Adoption an oder sie leben eben hier auf dem Grundstück. Wir werden sehen.
Etwas Sorge macht uns, dass wir die fehlende Mutter nur bedingt ersetzen können. Unsere weißen Tiger wurden seinerzeit von Katzenmama Olly ein halbes Jahr lang liebevoll großgezogen. Sie hatte ihre Kindern nicht nur gesäugt, sondern ihnen auch beigebracht, was man im Katzenleben so wissen muss. Das können wir natürlich nicht leisten und Möchtegern-Mama Tori auch nicht. Wir setzen deshalb auf Kater Dolfi. Der liebenswerte Rüpel, der irgendwie was von Pittiplatsch hat, mag die Neuankömmlinge, ist sehr lieb zu ihnen und beschützt sie sogar. Er scheint die Aufgabe gern übernehmen zu wollen.