Diese Stalkermieze schleicht seit Tagen um unser Haus herum und miaut erbärmlich. Vor allem Katzenfreund Norbert tut das richtig weh.
Der aufdringliche Kater will uns adoptieren und kapiert einfach nicht, dass wir die falschen Zielpersonen sind. Möglicherweise wären wir ja nicht abgeneigt, aber wir müssen wieder nach Berlin zurück. Was soll ein Kreta-Kater in der Großstadtwohnung?
Außerdem scheint die Vierpfote ein Doppelleben führen zu wollen. Der Kater kann kein Streuner sein, so gepflegt und wohlgenährt, wie er aussieht. Das rote Halsband mit Glöckchen ist ein weiteres Indiz. Das musste Norbert ihm gestern allerdings entfernen, nachdem es die Eigenschaft einer Galgenschlinge entwickelt hatte. Wer weiß, wo der Kater damit im Olivenhain hängengeblieben war.
Erfinderisch ist der Kater ja. Er kennt inzwischen nicht nur unsere Haustür, sondern hat auch schon vom Balkon in der ersten Etage in unser Wohnzimmer geschaut. Hat wohl gecheckt, ob Konkurrenz zu fürchten ist. Als wir ihn entdeckten, verschwand er erschrocken, wie er gekommen war. Wie er über den schmalen Stamm der Bougainvillea hoch und runter kommen konnte, ist mir schleierhaft. Aber Mäuse schaffen das ja auch. Und selbstverständlich hat der Kater auch unsere großen Fenster zum Garten auf der anderen Seite des Hauses entdeckt. Als ich heute morgen das Schlafzimmerfenster schließen wollte, saß er brav davor und wartete, dass wir endlich aufstehen.
Unsere Nachbarin riet uns, den Kater unbedingt zu ignorieren. Aber nachdem das Drama gar zu groß wurde, hat Norbert sich erbarmt und ihm Milch gebracht. Mehr noch als Milch wollte er wohl aber Aufmerksamkeit. Denn seitdem weicht die Stalkermieze Norbert wie ein Hündchen nicht mehr von der Seite. Der Kater liegt in der Sonne auf unserem Sessel vor dem Haus, wenn Norbert dort arbeitet, oder schaut ihm interessiert beim Bauen zu. Und er begleitet ihn: in den Garten, zum Auto – oder zum Müllcontainer. Dort verlor sich seine Spur heute Mittag vorerst mit seinem Sprung über den Zaun. Als wir vorhin vom Einkaufen kamen, war kein Kater da. Offensichtlich ging es auf der anderen Seite des Zaunes zurück in sein ersten Leben 🙂
Update Stalkermieze
(10.01.2015)
Pünktlich zum Aufstehen meldete sich unser neuer Freund am Schlafzimmerfenster zurück. Er hatte schon gewartet. Während wir auf dem Balkon frühstückten, genoss er darunter im Garten den Käse, den Norbert ihm gebracht hatte. Nun liegt er friedlich auf unserem Abtreter („Welcome“ steht darauf) und sieht uns beim Packen zu. Wehe, wenn er beim nächsten Kommen nicht da ist. Bis dahin wird sich wohl Nachbarin Cynthia seiner erbarmen.