Heute ist der letzte Tag unserer 14-tägigen Selbstisolation. Die ist Pflicht für alle, die aus dem Ausland in Griechenland ankommen. Während wir nicht vor die Tür dürfen, kaufen liebe Freunde für uns ein. Wein ist natürlich auch dabei 🙂
Am 7. März hatten wir unser Auto auf dem Greece Air Parking in Chania abgestellt und Kreta Richtung Berlin verlassen müssen. Es gab dort viel und sehr Unangenehmes zu tun. Zusätzlich brachte jeder Tag neue schlechte Corona-Nachrichten. Am Ende stellte sich die Frage, ob wir unseren Rückflug am 17. März überhaupt antreten können. Aber der Link von Aegean Airlines mit der Aufforderung zum Einchecken kam wie immer 48 Stunden vor dem Abflug per E-Mail.
Flug Berlin – Chania
Ich informierte mich auf der Website des Auswärtigen Amtes zu Griechenland, bevor ich am nächsten Tag eincheckte, und fand den Hinweis auf die Selbstisolation. Wie wir das organisatorisch hinbekommen, ließ sich mit unseren Freunden online unkompliziert klären. Sie würden für uns das Einkaufen übernehmen.
In puncto Fluggepäck disponierten wir schnell noch um. Der neue Wohnzimmertisch, der als Sperrgepäck eingebucht war, blieb in Berlin. Da wir nicht wussten, was uns erwartet, war uns das sperrige Paket zu unsicher. Die freie Gepäckkapazität ließ sich unter den neuen Bedingungen anders nutzen. Was wir mitnehmen, wollte gut überlegt sein.
So vorbereitet machten wir uns am Abflugtag auf den Weg nach Tegel. Im Zubringerbus und auf dem Airport herrschte diesmal gähnende Leere. Auch der Andrang am Checkin-Counter nach Athen war deutlich geringer als sonst. Wir hatten mit Belehrungen, Formularen etc. gerechnet, aber außer dem Hinweis, dass die Hotels geschlossen sind, gab es keine Ansagen vom Personal bei der Abfertigung. Im Flieger selbst war später so viel Platz, dass beinahe die Abstandsregeln eingehalten werden konnten.
Der Athener Flughafen wirkte ebenfalls verlassen. Die Verkäufer in den Shops waren richtig dankbar, dass jemand kam. Wohl wissend, dass dies vorerst mein letzter Einkauf sein wird, deckte ich mich bei Korres mit den im Kreta-Haus fehlenden Kosmetik-Produkten ein.
Die Maschine nach Chania hatte erwartungsgemäß keine Auslastungsprobleme, war doch die Hälfte der sonst pro Tag üblichen Aegean-Flüge bereits gestrichen. Die Flugbegleiterinnen arbeiteten mit Maske und Handschuhen. Dass uns bei der Landung niemand registrierte, verwunderte uns dann aber doch. Wir holten unser Auto vom Parkplatz und fuhren direkt nach Hause in die Selbstisolation.
Das öffentliche Leben in Griechenland mit Corona
In Griechenland wurde das öffentliche Leben sehr viel eher eingeschränkt als in Deutschland. Schon Ende Februar untersagten die Behörden alle Karnevalveranstaltungen. Bars, Cafés, Restaurants usw. sind bereits länger geschlossen bzw. dürfen nur noch liefern. Im Bemühen, die Ausbreitung des Coronavirus einzugrenzen, gelten zudem seit 23.03.2020 Ausgangsbeschränkungen, die Griechen sagen „Quarantäne“ dazu. Verstöße werden mit Geldstrafen in Höhe von 150 Euro geahndet. Die griechische Presse berichtet zwar immer wieder von Verstößen. Wir aber finden, dass die sonst so renitenten Kreter erstaunlich diszipliniert sind.
Dass man nichts von den Maßnahmen wisse, wäre als Ausrede übrigens schlecht. Denn zusätzlich zu den offiziellen Verlautbarungen über die Medien, werden die Informationen über soziale Netzwerke verbreitet. Darüber hinaus erhalten alle in den Mobilfunknetzen eingewählten Personen Emergency-Messages mit den wichtigsten Anweisungen und Informationen, sobald es Neues zu berichten gibt. Diese Nachrichten sind definitiv nicht zu überhören!
Auch interessant:
Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou kündigte an, für die kommenden zwei Monate die Hälfte ihrer finanziellen Bezüge auf ein Covid-19 Sonderkonto einzuzahlen, das für die Bekämpfung der Pandemie eingerichtet wurde. Am gleichen Tag rief Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis seine Minister sowie die Abgeordneten seiner konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia dazu auf, diesem Beispiel zu folgen und die Hälfte ihrer Diäten zu spenden. (Quelle: Griechenland-Zeitung)
Uns geht es gut und so endet für uns heute die Selbstisolation.
Irgendwann um die Mitte der Zeit setzte bei uns so etwas wie Lagerkoller ein. So gar nicht vor die Tür zu dürfen, ist schon ungewohnt. Nicht, dass uns langweilig wäre. Aktuell habe ich immer noch genug in meinem Online-Job zu tun und mein Vorrat an Wolle, Stoffen und anderen Handarbeits- und Bastelmaterialien reicht sicher für ein ganzes Jahr. Aber auch wenn wir uns auf Kreta natürlich gegenüber einer Stadtwohnung in einer Luxus-Isolation befinden, freuen wir uns auf morgen. In genau sechs definierten Fällen darf man auch während der Ausgangsbeschränkung noch raus in die Freiheit – ausgestattet mit Ausgangsformular von der Website https://forma.gov.gr/en/ und persönlichen Dokumenten. So sind zum Beispiel Lebensmitteleinkäufe und körperliche Aktivitäten im Freien erlaubt. Gerade letztere haben uns doch sehr gefehlt.