»Orange picking tour and cooking« stand in der Ankündigung auf Facebook. Die Beschreibung der Orangen-Tour hörte sich interessant an …
Nun wachsen Orangen da, wo wir auf Kreta wohnen, im Übermaß – auch rund um unser Grundstück. Mangel daran haben wir also nicht. Wir wollten trotzdem mit, denn mit den Früchten verbindet mich eine besondere Geschichte: Als meine Mutter mit mir schwanger war, ernährte sie sich vornehmlich von Orangen. Nach meiner Geburt setzte ich fort 🙂
Orangen-Tour mit neuen Erfahrungen
Zu acht waren wir heute rund um Vamos in der Gemeinde Apokoronas unterwegs. Touristen hatten wir auf solch‘ einer Tour erwartet. Doch weit gefehlt! Wir „Einheimischen“ dominierten. Und so entwickelte sich unser Treffen ganz nebenbei auch noch zu einer Art interkulturellem Erfahrungsaustausch.
Die englischsprachig geführte Tour war zweigeteilt:
- Orangen pflücken plus Picknick in der Natur
- Verarbeiten der Früchte zu köstlichen Gerichten sowie gemeinsames Essen in einem urigen kretischen Ambiente
Elena und Anatoli von der Touristeninformation Vamos wussten viel über die orangefarbenen Stimmungsaufheller zu berichten.
Wir pfücken Orangen.
Die folgenden Bilder wurden in der Nähe des Kiliaris-Flusses aufgenommen.
Mit unseren eigenen Fahrzeugen starteten wir gemeinsam mit Elena ab Vamos in Richtung Nea Chorio. Im Umfeld des Kiliaris-Flusses, wo sogar Rafting angeboten wird, begannen die Orangenwiesen. Nach kurzer Instruktion schwärmten wir zum Ernten aus. Um diese Zeit sind die Früchte nicht mehr so prall wie noch vor ein paar Wochen. Es regnet ja nicht mehr so viel und so schrumpeln die Apfelsinen so vor sich hin. Niemand erntet sie. Wir schon. Wir sollten ausreichend mitnehmen – für uns selbst, vor allem aber für das anschließende gemeinsame Kochen.
Bevor wir die Wiesen Richtung Vamos wieder verließen, gab’s noch ein Picknick am Flussufer, Anekdoten sowie Interessantes rund um den Anbau und die Vermarktung der Orangen auf Kreta.
Was kocht man nun aus den Früchten?
»All of oranges« stand über dem Koch-Event in der „Fabrica“ im Herzen des traditionellen Viertels von Vamos. Die rekonstruierte Olivenpresse aus dem Jahr 1846 mit ihren venezianischen Bögen und dem großen Mühlstein gab eine fantastische Kulisse für unseren Kochkurs ab.
Anatoli begrüßte uns mit kretischem Tee und verriet uns, was wir heute kochen werden:
- knusprigen Orangenkuchen aus ganzen Früchten,
- Orangen-Pie, gefüllt mit Feta, Mizithra und Wildkräutern sowie
- einen lange haltbaren Orangensirup.
Damit wir nichts vergessen, lagen auf dem Tisch die Rezeptbüchlein zum Mitnehmen bereit.
Wir legten die vorbereiteten Souvenir-Schürzen an und los ging’s mit dem Schneiden und Pressen von unendlich vielen Orangen. Zwei Liter sollten wir auspressen. Der Saft wurde nicht nur für den Sirup, sondern auch für die verschiedenen Backwaren gebraucht.
Während wir den Orangensaft gewannen, bereitete Anatoli die Zutaten für das weitere Geschehen vor. Timing war wichtig, denn alle Gerichte sollten am Ende zur rechten Zeit auf den Tisch kommen.
Unsere Lehrerin erklärte nun Schritt für Schritt, was zu tun ist. Da einige der Zutaten außerhalb von Kreta kaum zu haben sind, nannte sie auch die Alternativen, also Joghurt oder Frischkäse statt Mizithra, Spinat statt Wildkräuter, Wodka statt Raki. Ob die Gerichte dann noch so köstlich schmecken wie bei ihr, bleibt auszuprobieren. Erschreckend war für mich allerdings die gewaltige Menge an Zucker im Kuchen, mehr noch im Sirup. Auch dafür hatte Anatoli natürlich Alternativen parat, die aber würden die Farbe verändern.
Gemeinsames Essen zum Abschluss der Orangen-Tour
Nach eineinhalb Stunden war es endlich soweit: Alle Gerichte standen auf dem Tisch und wir konnten gemeinsam probieren.
Da von der Käse-Kräuter-Füllung für den Orangen-Pie reichlich übrig geblieben war, bereitete Anatoli schnell noch ein einfaches Pfannengericht mit Ei vor. Dieses wurde mein Favorit, gefolgt vom Orangen-Pie mit Käse-Kräuter-Füllung. Die anderen Gäste der Orangen-Tour zogen wohl eher den süßen Kuchen und den Sirup (natürlich mit Raki) vor 🙂
Ich denke, wir werden bei Gelegenheit auch noch den Kurs zur traditionellen kretischen Küche buchen.