Hat man Wildkräuter und -gemüse, Olivenöl und wildwachsende Früchte, kommt man auch in schwierigen Zeiten durch. So lautete die Botschaft von Tasos, mit dem wir heute sammeln waren.
Als Beispiel nannte er die Zeit der Besetzung Kretas durch die Deutschen im zweiten Weltkrieg. Die Kreter hätten den Hunger dank dieser Gaben aus der Natur überstanden.
Wildkräuter und Wildgemüse sammeln ist Tradition und scheint heute auch eine Art Volkssport zu sein. Regelmäßig sehen wir Menschen mit großen Tüten und einem Messer bewaffnet beim Sammeln in der Natur. Und schon oft habe ich mir eine »Hexe« gewünscht, die mich lehrt, wilde Kräuter und Gemüse zu ernten. Denn ich esse das Grünzeug, das im Restaurant als »Horta« auf den Tisch kommt, sehr gern. Heute bot sich die Gelegenheit.
Unser Lehrmeister Tasos
Tasos hat schon einige Lebensjahre auf dem Buckel. Der Inhaber der Taverne Tasos familiy restaurant in Gerani lebte mal in Australien und spricht dadurch sehr gut English. Mit dem, was er über Wildkräuter und Wildgemüse weiß, und seinen Sprachkenntnissen war er als Guide bei dem Ausflug der Wandergruppe heute perfekt.
Auf Wildkräuter-Tour südlich von Gerani
Wir waren auf dem Gelände südlich der Neuen Nationalstraße bei Gerani unterwegs. Vier verschiedene Sorten Wildkräuter resp. Wildgemüse lernten wir kennen: Wildfenchel sowie eine Art Sauerampfer waren dabei. Tasos zeigte uns, wie sie aussehen, wo sie wachsen, wie man sie richtig erntet und was bei der Verwendung zu beachten ist. Gar nicht so einfach! Tasos sorgte deshalb auch dafür, dass sich keine falschen Exemplare in unseren Beuteln befanden. Denn die Pflanzen sollen natürlich die richtigen, diese aber nicht zu alt, strohig oder überreif sein. Dann seien sie ungenießbar. Was jetzt »ungenießbar« konkret bedeutet, erfuhren wir allerdings nicht.
Zusätzlich konnten wir auf unserer Tour Orangen – mein Grundnahrungsmittel 🙂 – pflücken, die hier reichlich wild wuchsen. Am Ende hatten wir alle ganz schön zu tragen.
Wildkräuter und Wildgemüse auf dem Teller
Das wilde Grünzeug kocht man in Öl und serviert es mit Salz, Olivenöl und Zitrone. Meinen ersten eigenen Versuch habe ich inzwischen hinter mir. Das Ergebnis schmeckt und unterscheidet sich nicht vom Horta in den Tavernen. Aber die Ausbeute war ganz schön mager. Meine Ernte reichte gerade einmal für einen Teller. Wer eine Familie ernähren will, muss schon ganz schön fleißig sein.
Aus Wildkräutern und Wildgemüse lässt sich aber noch viel mehr machen. Horta-Pie zum Beispiel ist auf Kreta sehr beliebt. Auch die Variante als Omelett ist interessant. Tee könnte man ebenfalls kochen, erfuhren wir. Verwendungsmöglichkeiten gibt es offensichtlich viele.
Ich aber muss noch viel lernen und werde deshalb auch die nächste Sammel-Tour mitmachen. Meinen ersten Wildgemüse-Versuch haben Norbert und ich zumindest überlebt. Das ist doch schon ein guter Anfang 🙂