Wildgemüse ist Bestandteil kretischer Speisezettel. Gekocht in Olivenöl und gewürzt mit Zitrone und Salz ist das einstige Arme-Leute-Gericht längst zu einer Spezialität für Touristen geworden. Man findet es als Chorta (χόρτα) auf der Speisekarte kretischer Tavernen, mehr noch natürlich in den kretischen Haushalten.
Wildgemüse-Ernte ist sehr populär
Die Ernte scheint ein Volkssport zu sein. Schon oft konnte ich beobachten, wie ein Auto neben der verwilderten Wiese unserer Nachbarin hielt und jemand – egal, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt – sich mit einer Tüte und einem Messer bewaffnet auf der Wiese zu schaffen machte. Die Tüte war hinterher immer prall gefüllt und ich wollte schon x Mal nachfragen, was es damit auf sich hat.
Als eine Dorfbewohnerin in Arbeitskleidung und mit einer großen Schubkarre zur Wildgemüse-Ernte kam, traute ich mich endlich. Bereitwillig erklärte mir die Frau, was sie sammelt und was sie damit tut. Okay, die Konversation in Griechisch war nicht ganz so einfach, aber ich lernte die Pflanzen kennen und durfte alles durchprobieren. Allein werde ich »Chorta« wohl vorerst nicht ernten, es gibt ja auch giftige Pflanzen. Aber vielleicht finde ich doch noch eine „Hexe“, die mich kompetent unterweisen kann.
Wildgemüse ist gesund
Chorta kann man mögen oder nicht. Ich liebe es, auch wenn meine deutsche Umgebung dafür wenig Verständnis zeigt. Es ist übrigens ein Sammelbegriff, der eine große Vielfalt an Wildgemüse umfasst. Das Angebot in den Tavernen wechselt entsprechend. Jetzt, zum Beispiel, gibt es Vlita (βλήτα).
Und nein: Das ist kein Abfall – Dr. Google irrt 🙂 Was ich hier im Gramvousa Restaurant in Kaliviani bekam, ist ein Amaranth-Wildgemüse aus der Gattung der Fuchsschwanzgewächse, zu denen auch Spinat, Mangold, Rote Bete, Zuckerrüben sowie Quinoa gehören. Es soll voller Nährstoffe stecken und ist längst nicht mehr nur wild oder auf Wochenmärkten erhältlich. Nach der Wiederentdeckung alter Wild- und Kulturpflanzen findet man Wildgemüse auf Kreta inzwischen auch beim Gemüsehändler und im Supermarkt, zum Beispiel auch bei uns in Maleme.
Update März 2019
Ich war auf meiner ersten Sammeltour für Wildgemüse und Wildkräuter. Sehr spannend, aber ein Exkurs reicht wohl nicht.