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Mehl: schwierig und zunächst undurchschaubar

Mehlregal im Synka-Supermarkt Maleme
Im SYNKA-Supermarkt gibt es für (fast) jedes Backwerk das richtige Mehl. Nur: Was ist was?

Vor dem Mehlregal im örtlichen Supermarkt kann man schier verzweifeln. Das Angebot ist groß und kaum zu verstehen. Und das ist kein Sprachproblem!

Lange Zeit tangierte mich das Problem gar nicht, denn üblicherweise verwende ich kein Mehl. Kuchen, Torten und sonstiges Gebäck lassen sich auch ganz gut ohne backen. Mit Möhren, Zucchini, Kastanien, Bananen, Quark sowie Mehl aus Saaten, Nüssen, Mandeln oder Haferflocken klappt es auch. Selbst klassische griechische bzw. kretische Rezepte wie die für Weihnachten typischen Melomakarona lassen sich so abwandeln.

Wenn es dann doch Mehl sein muss …

Vor einiger Zeit wollte ich Freunde mit kleinen Windbeuteln überraschen. Die backe ich seit meiner Kindheit – bisher immer fehlerfrei. Doch was ich hier auf Kreta aus dem Ofen holte, war verheerend. Zum Glück zerschlug sich die Verabredung, so dass mir die Blamage erspart blieb. Da ich den Reinfall so gar nicht verstehen konnte, erklärte ich das Mehl zum Übertäter …

Es blieb bei dem einen Versuch, denn wie gesagt: Mehl ist eigentlich nicht mein Thema. Und in der Familie vermisst es für Kuchen auch niemand. Nur sein Brot holte sich Norbert vom örtlichen Bäcker – bis vor kurzem jedenfalls.

Corona verändert auch unser Leben auf Kreta

»Menoume spiti« (Wir bleiben zuhause), heißt es in Griechenland schon länger. Wir essen zwar auch sonst nicht übermäßig oft auswärts, aktuell MÜSSEN wir aber auf Restaurant-Besuche verzichten. Außenaktivitäten gibt es kaum. Und dann waren da noch 14 Tage verordnete Selbstisolation, danach Norberts Geburtstag und die doppelten Osterfeiertage. Anlass genug, mal wieder klassisch Brot zu backen, endlich Osterzöpfe zu probieren und doch wieder Kuchen mit Brandteig zu versuchen. Da mich das Mehlregal komplett überforderte, bat ich eine Freundin, die selbst Kochbücher schreibt, um Rat. Denn dieses Mal sollte alles glattgeht. Und es klappte tatsächlich!

Für jedes Backwerk das richtige Mehl

Mehl für Windbeutel & Co. gefunden!

Tsoureki-Mehl

Tsoureki-Mehl aus dem Synka-Supermarkt in Maleme

Für Brandteig, Osterzöpfe und sonstige Brote empfahl die Freundin dieses Mehl hier in grüner Verpackung. Aber aufpassen: „Tsoureki“ muss draufstehen, denn es gibt eine zweite Mehlsorte, die auch grün verpackt ist.
Mit dem richtigen Mehl war das Ergebnis jetzt tatsächlich perfekt, egal ob Topfbrot, Karpatka oder eben Windbeutel. Tsoureki zum griechischen Osterfest werde ich in diesem Jahr auch probieren.

Mehl mit rotem Streifen
Probiert habe ich auch das Mehl mit dem roten Streifen drauf, das auf dem Bild ganz oben mit abgebildet ist. Ich hatte ja noch Reste von meinem misslungenen Windbeutelversuch im Haus. Das Produkt ist gekennzeichnet als „schweres“ oder „hartes“ Mehl. Angeblich soll man Brot, Torten und Kuchen damit backen können. Brandteig besser nicht! Mein Topfbrot-Rezept, das mit heißem Wasser angesetzt wird, klappt aber. Die Konsistenz gefällt mir allerdings nicht ganz so gut.

Weizenvollkornmehl

Vollkornmehl entdeckt!

Das Mehl in der braunen Packung ist richtiges Vollkornmehl, zwar wieder aus Weizen, aber besser als nichts. Mein Irisches Soda-Brot nach dem Rezept von gruene-insel.de ist mit diesem Mehl gut gelungen. Zugegeben: mit Hefe schmeckt Brot besser, ohne soll es aber bekömmlicher sein.

Was es sonst noch gibt

Wir fanden Mehlmischungen, die nicht so leicht als solche erkennbar waren. Ein kleiner Kreis links unten auf der Verpackung verrät, dass man nur noch Wasser hinzufügen muss. Nichts für mich also.

Für alle diese Mehle wurde Weizen vermahlen. Roggen- oder Dinkelmehl mussten wir lange suchen. (Mehr steht weiter unten.) Irgendwann mal soll es Lidl im Angebot gehabt haben. Da waren wir aber zu spät.

Farina Mehl

Farina Self-Rising-Mehl aus dem Lidl in Platanias

Apropos Lidl:
Dort wird diese Mehlsorte hier verkauft – und leider oftmals auch nur diese. Noch rechtzeitig bemerkte ich die Aufschrift ganz klein unten auf der Packung: „self-rising flour“. Das ist wohl so ein englisches Ding, denn in vielen Rezepten aus UK und den USA ist davon die Rede. Backpulver und etwas Salz sind bei diesem Mehl schon zugegeben. Ob damit dann auch Hefegebäck klappen kann? Ich glaube, ich habe keine Lust auf weitere Fehlschläge 🙂

Roggenmehl und Dinkelmehl aufgespürt!

Dinkelmehl

Dinkelmehl

Qualitativ hochwertiges Roggenmehl entdeckten wir schließlich in einem schwedischen Geschäft in Mournies nahe Chania. Später fanden wir Roggenmehl hin und wieder auch im Synka-Supermarkt.

Auch beim Dinkelmehl wurden wir fündig. Das Mehl auf dem Foto gab es in unserem Synka-Supermarkt in Maleme. Es waren allerdings nur wenige Tüten verfügbar. Nachschub kommt zwar immer wieder mal, das Mehl ist aber leider nicht durchgängig zu haben.

Was aber noch viel besser ist:
Beim Bäcker kann man sich jedes Korn frisch mahlen lassen. Seitdem ist unser Roggenmehl-Problem endgültig gelöst – dachten wir. Denn wenn die Mehlvorräte in der Bäckerei für den Eigenbedarf nicht ausreichen, wird nichts abgegeben.

Nachtrag 2024

Das Mehlangebot hat sich seit dem Beitrag oben verändert, parallel haben wir unsere Bezugsquellen erweitert. Inzwischen kaufen wir regelmäßig auch im Sklavenitis-Supermarkt in Chania ein. Dort gibt es recht zuverlässig richtig gutes Roggen- und Dinkelmehl aus griechischer Mühle. Gutes Mehl ist allerdings inzwischen recht teuer geworden.

Außerdem haben wir sogenanntes gelbes Mehl oder Gelbweizenmehl entdeckt. Gelbweizen ist eine alte Getreidesorte. „Das Mehl daraus hat durch wertvolle sekundäre Inhaltsstoffe – u.a. Carotinoiden.– eine goldgelbe Farbe“, steht auf der Packung. Und es enthält u.a. Lutein, eine Vorstufe von Vitamin A. Gelbweizenmehl eignet sich für alle Gebäcke, für die sonst normales, feines Weizenmehl zum Einsatz kommt. Der fertige Kuchen schmeckt super.

Gelbweizenmehl ist inzwischen mein Favorit für Kuchen. Wenn ich austauschen will, muss ich mir aber auch keine Produkte mehr aus Deutschland mitbringen. Der Sklavenitis-Supermarkt verkauft gute alternative Mehle – Kokosmehl und Mandelmehl  – zum vernünftigen Preis.

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