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E-Government griechisch

E-Government-App in Griechenland

Griechen schimpfen gern über ihre Bürokratie. Und in der Tat sind manche Dinge echt kompliziert. Mit ihren Online-Angeboten aber sind die griechischen Behörden den deutschen deutlich voraus, finde ich.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich zudem viel getan. Inzwischen vereint das neue Webportal gov.gr des griechischen Staates nach eigenen Angaben 1.307 Dienstleistungen von 19 Ministerien, 71 Organisationen und Agenturen sowie neun unabhängigen Behörden – und das für 13 Regionen. Kreta ist dabei. Eine App ist inziwschen auch verfügbar. (Quelle: ekathimerini.com)
Als Mensch, der sein Berufsleben seit den 90er Jahren mit digitalen Applikationen und Online-Services verbringt, bin ich einfach nur begeistert – auch wenn noch nicht alles perfekt ist.

Lange haben auch wir auf Kreta für den Behördenkram ausschließlich auf bezahlte externe Hilfe gesetzt. Obwohl wir in Deutschland ohne auskommen, hätte ich nicht im Traum versucht, auf Kreta irgendetwas selbst machen zu wollen. Doch trotz der Hilfe blieb Ämterkram mühselig. Finanzamt, Bürgerservice, Steuerberater … die Tour durch Büros und Amtsstuben kostet Zeit und Nerven. Allein um eine Vollmacht zu besorgen, die man in Griechenland für alle möglichen Dienstleister benötigt, waren durch Streik, Betriebsversammlung und andere Widrigkeiten manchmal mehrere Anläufe im Bürgerservice nötig. Unter Corona-Bedingungen kamen Quarantäne und Zugangsbeschränkungen hinzu.

Warum machst Du das nicht online selbst?

Das fragte eines Tages unser Anwalt. Ja warum eigentlich nicht? Er zeigte mir, wie einfach es ist, über den Online-Banking-Account eine Vollmacht für ihn auszustellen. Das funktionierte allerdings zunächst nur theoretisch, denn die Voraussetzungen in meinem Bankzugang waren noch gar nicht geschaffen. Und so mussten wir doch wieder zum Bürgerservice.

Kurz danach ploppte in meinem Online-Banking-Programm eine Message auf. Die Bank bat ihre Kunden um Datenabgleich mit der Behördenplattform gov.gr. Die Bonuspunkte als Motivation brauchte ich gar nicht. Ich klickte auf den Link … und hatte erstmal jede Menge Herausforderungen zu meistern.

Ohne Griechisch klappt es nicht.

Elementar wichtig für die Nutzung: Griechisch. Das war ja klar. Nun ist Behörden-Griechisch etwas anderes als die Alltagssprache. Da macht sich mein Arbeitsplatz mit mehreren Bildschirmen bezahlt. Auf einem läuft immer das Übersetzungsprogramm, für den Fall der Fälle 🙂 Denn Fehler sollte man beim Bedienen natürlich nicht machen.

Man muss erfasst sein im System.

Ausländische Residenten haben nicht nur das Sprachproblem. Um sich bei gov.gr anzumelden, benötigt man Steuernummer (A.F.M.) und Taxisnet-Zugangsdaten. Auf Taxisnet sammelt und digitalisiert der griechische Staat die Finanz- und Versicherungsinformationen seiner Steuerbürger. Wer also eine A.F.M. hat, ist auch erfasst. Die Steuerberater arbeiten zwingend mit Taxisnet. Unsere Zugangsdaten hat uns unser Steuerbüro auf Anfrage einfach per E-Mail geschickt.

Verifizierung erforderlich

Ehe ich auf die E-Government-Dienste zugreifen konnte, musste ich mich im Nationalen Kommunikationsregister (θνικό Μητρώο Επικοινωνία) verifizieren. Und so wurde ich, als ich schließlich mit A.F.M. und Taxisnet-Passwort auf gov.gr eingeloggt war, als erstes aufgefordert, meine Mobilnummer anzugeben und zu bestätigen – wohlbemerkt: eine griechische! Die habe ich, aber die Verifizierung ging trotzdem schief, denn das System hatte ein Bug. Ich bekam die SMS mit dem Code zugeschickt und mein Code wurde akzeptiert. Trotzdem erschien die Ausschrift : „Bitte wenden Sie sich an die KEP“ (das Bürgerservicebüro) auf dem Bildschirm, sobald ich den Screen schließen wollte. Warum, das konnte sich die Mitarbeiterin im Bürgerservice auch nicht erklären. Sie machte am nächsten Tag nichts anderes als ich am Abend zuvor. Nur war sie erfolgreich. Ich sollte zuhause probieren, ob es nun klappt. Es klappte und ich konnte mich nun um die Inhalte der Plattform kümmern.

Theoretisch lässt sich auch eine ausländische Mobilfunknummer angegeben. Entsprechende Instruktionen für den Eintrag sind vorhanden. Versucht man es aber, wird sofort eine Fehlermenldung angezeigt. Möglicherweise ist diese Option in Vorbereitung. Infos dazu konnte ich nicht finden.

Ich bin endlich drin!

Die kommenden Tage verbrachte ich vor dem Rechner, um in die griechische Bürokratie einzudringen, vor allem aber, um meine eigenen Daten konsistent zu bekommen Das größte Problem: Namens- und sonstige Abweichungen. Ich fand zu meiner Person einen bunten Strauß von Namen vor, mit denen ich bei den verschiedenen staatlichen Stellen geführt werde. Kein Wunder, dass die Beantragung der Sozialversicherungnummer im Frühjahr/ Sommer schiefgelaufen war. Einen halben Tag hatte ich jetzt damit zu tun, um alles abzugleichen und zu korrigieren.

Hintergrund ist, dass die griechischen Ämter wohl mit den Namen in den fremden Pässen nicht klarkommen. Die erste staatliche Stelle, auf die man beim Kauf einer Immobilie trifft, ist üblicherweise das Finanzamt. Wie überall üblich in Griechenland werden auch für die A.F.M. die Vornamen von Mutter und Vater sowie der eigene Geburtsname erfasst. Letzterer taucht dann sogar als Familienname in den Papieren auf, selbst wenn man in Deutschland keinen Doppelnamen führt. Unbedingt aufpassen, was die Behörden dort eintragen! In einem Fall hatte man mir als Familiennamen den Vornamen meines Vaters gegeben 🙂

Agieren als mündiger Bürger

Nach den oben beschriebenen Vorarbeiten kann ich nun selbstständig völlig unkompliziert agieren, z.B.:

  • Vollmachten bei Bedarf online ausstellen. Der Gang zum Bürgerservice entfällt.
  • die Sozialversicherungsnummer – AMKA – völlig unkompliziert online beantragen. Und anders als im Frühjahr erhielt ich sie diesmal auch quasi sofort – innerhalb von sensationellen 36 Stunden! Alle Vorgänge rund um die Versicherung sind hier hinterlegt.
  • die Belege zu allen Steuern finden.
  • die in Pandemie-Zeiten wichtigen Papiere zu Impf-Status und Corona-Tests online nachhalten und ausdrucken.
    (Das klappt in Teilen auch, wenn man nicht verifiziert ist. Doch mit Verifizierung sind die Möglichkeiten größer.)
  • alles rund um die Immobilie und Versicherungen regeln.

Was gov.gr noch alles kann, wird die Zeit zeigen. Die Plattform wirkt auf mich ausgesprochen positiv. In Deutschland wäre sie so sicher nicht möglich. Ehe Datenschützer und besorgte Bürger das letzte µ durchdiskutiert haben, ist zumindest mein Leben wohl vorbei.

Ein Wermutstropfen bleibt

Das alles kann ich tun, (noch) nicht aber Norbert. Hier brauchen wir zunächst eine zweites griechisches Handy, denn jede Telefonnummer kann nur einmal verifiziert werden. Wir müssen uns also gleich nach den Feiertagen, die hier in Griechenland erst am 6. Januar enden, darum kümmern.

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