„Entwurzelung“ hieß die Musik- und Tanz-Performance gestern Abend in Chania. Unser Tanz-Studio „Dale Paso“ war einer der drei Organisatoren des Events.
Die Veranstaltung war dem 100. Jahrestag der kleinasiatischen Katastrophe gewidmet. Mit Geschichten von Betroffenen sowie Musik und Tanz erinnerte die Performance an die Geschehnisse vor 100 Jahren. Passend zum Anlass trugen die Akteure Trachten aus Kleinasien, Pontus und Kappadokien.
„Entwurzelung“ reihte sich ein in eine ganze Serie von Events, die in diesem Jahr in Griechenland stattfinden. Denn 2022 hatte das griechische Kulturministerium zu Beginn des Jahres offiziell dem Gedenken an die „Kleinasiatische Katastrophe“ von vor 100 Jahren gewidmet. „Damit trägt es der Erinnerung an eines der schwärzesten Kapitel der griechischen Geschichte des 20. Jahrhunderts Rechnung – ein Kapitel, das im kollektiven Gedächtnis des Landes bis heute einen festen Platz einnimmt.“ (Quelle: griechenland.net)
Rückblick:
„Am 9. September 1922 geschah das, was Griechen die „kleinasiatische Katastrophe“ (Μικρασιατική καταστροφή) nennen. Mustafa Kemal Pascha, in Thessaloniki geboren, eroberte mit seinen Truppen Smyrna zurück (heute İzmir). In den ersten Tagen nach der Eroberung wurden 40.000 Einwohner umgebracht und die armenischen und griechischen Viertel der Stadt niedergebrannt. Nun wurde die griechische Bevölkerung und auch der Teil der armenischen Bevölkerung, der dem Völkermord während des Ersten Weltkrieges in Kleinasien – durch die Intervention des deutschen Generals Liman von Sanders – entkommen war, vertrieben. Kurz zuvor war noch ein Teil der griechischen Bevölkerung von englischen Schiffen aus der Stadt evakuiert worden; Schriftsteller wie der Literaturnobelpreisträger Giorgos Seferis und Jeffrey Eugenides machten diese Ereignisse zum Gegenstand ihrer Dichtung.“ (Quelle: de-academic.com) Ein interessanter Beitrag zum Thema findet sich auch auf Wikipedia.
Bühnentaufe
Das Event heute im »Vlissidis-Theater« in Chania war zugleich unser erster öffentlicher Auftritt als Tänzer. Schon seit geraumer Zeit übt unsere deutsche Gruppe immer freitags die komplizierten griechischen Schritte zu einer Musik und zu einem Takt, an den sich deutsche Ohren und Beine erst herantasten müssen. Tanzlehrer Nikos hat eine Engelsgeduld – auch mit Norbert, der mit dieser Art zu tanzen ziemlich lange haderte. Denn das hat so überhaupt nichts mit Standard- und Lateintänzen zu tun, die wir in Deutschland lange trainiert haben.
Aber es klappt inzwischen auch mit den griechischen Tänzen immer besser. Während unsere Gruppe vor zwei Jahren im Theater »Theatro Anatolikis Tafrou« noch im Publikum saß, hatten wir jetzt unsere Bühnentaufe und standen gemeinsam mit Griechen auf der Bühne.