Unser Auto war bis unter das Dach voll beladen, als wir Berlin verließen. Aber wir kamen vier Tage später sicher und wohlbehalten mit all unserem Kram in unserem Kreta-Zuhause an.
Wie passt DAS bloß alles in unseren Pkw? Wir fahren ja keinen Bus! Origami oder Tetris wurde uns witzigerweise geraten. Wir lösten das Problem, indem wir jeden sich bietenden Hohlraum mit unseren Klamotten ausstopften – in den Paketen und im Auto. Das Wiederfinden später war da etwas herausfordernd. Unser Gefährt war am Ende randvoll. Wir hatten Glück, dass die Türen noch schlossen 🙂 Aber die Ladung hatte Gewicht, nicht nur wegen der Eimer mit dem Rollputz.
Schon länger wollten wir das Auto für die Anreise nach Kreta nehmen. Erstens lassen sich so Dinge mitnehmen, die nicht im Flieger transportierbar sind. Und zweitens wollten wir Leihwagenkosten sparen. Aber der Weg ist weit: 2.670 Kilometer über Land oder 1.378 plus etwa 500 Kilometer, wenn man die Italienfähre von Ancona nach Igoumenitsa wählt. Die Fähre von Piräus nach Chania braucht man in beiden Fällen. Wir entschieden uns für die Route über Italien.
Unsere Abreise, die für Ende September geplant war, mussten wir allerdings wetterbedingt etwas nach hinten schieben. Schwere Stürme über dem Mittelmeer legten den Fährverkehr lahm und hatten die Autobahn bei Patras unpassierbar gemacht. Da aber mussten wir durch. Und so entschlossen wir uns, erst Anfang Oktober zu starten – in aller Ruhe, also ohne Kilometer zu fressen.
Unsere Route nach Kreta
Berlin - Rosenheim
Ich mag keine deutschen Autobahnen – nicht einmal als Beifahrer: zu voll, zu hektisch, zu viele Baustellen. Um die auf der A9 zu umgehen, fuhren wir nicht über Leipzig, sondern über Dresden. Das funktionierte zunächst gut, dann aber standen wir im ersten Stau. Leider wiederholte sich das nun immer wieder. Spät abends kamen wir in Rosenheim an. Noch von der Autobahn aus hatte ich ein Zimmer im Stadtzentrum gebucht. Das Essen im indischen Restaurant entschädigte für die Strapazen.
Rosenheim - Castel San Pietro
Unsere Weiterfahrt am nächsten Morgen verzögerte sich. Wir mussten zunächst einen Optiker suchen, der Norberts Brille reparieren kann. Optiker gab es im Übermaß, nur leider hatte niemand mehr einen fähigen Feinmechaniker vor Ort. In einem der Geschäfte konnte man uns wenigstens mit Sekundenkleber aushelfen, verbunden mit dem Hinweis, dass die teure Brille anschließend definitiv hin sei. Wir werden auf Kreta etwas unternehmen müssen.
Die heutige Route fuhr sich sehr angenehm. Wir kannten die Brenner-Autobahn bisher noch nicht und waren überrascht: landschaftlich schön und disziplinierte Autofahrer. So kamen wir gut voran. Sollten wir allerdings nochmals diese Strecke fahren, werden wir irgendwo in Österreich Quartier nehmen. Die Herbergen wirkten sehr viel gemütlicher als die in Deutschland.
Zur Mittagszeit machten wir am Gardasee halt. Der lag zwar abseits von unserer Route, aber wenn wir doch schon mal in dieser Gegend sind … Es war nett und landschaftlich wirklich schön am Lago di Garda, nur viel zu touristisch für unseren Geschmack – definitiv nicht unser Urlaubsziel! Wenigstens können wir jetzt mitreden 🙂
Das Ziel dieser Etappe sollte irgendwo südlich von Bologna liegen, damit der Weg nach Ancona nicht mehr so weit ist. Leider war von der Autobahn aus nicht auszumachen, wo es sich lohnen könnte abzufahren. Und so fuhren wir, bis wir müde wurden. Der Ort, den wir erreichten, schien auf solche Situationen vorbereitet, denn ein Hotel reihte sich ans andere. Das aber merkten wir zu spät und so konnten wir nicht wählen, sondern nahmen die erste beste Herberge. Sie war sauber und ordentlich. Zum Essen wählten wir aber einen anderen Ort.
Castel San Pietro - Ancona
Nicht mal 200 Kilometer vom Hafen in Ancona entfernt zu übernachten, war die richtige Entscheidung, um pünktlich um die Mittagszeit an der Fähre zu sein. Wir hatten ausreichend Zeit für die Fahrt über die jetzt doch sehr volle Autobahn und für die administrativen Dinge im Hafen von Ancona.
Die 18-stündige Überfahrt mit der Minoan Lines auf der Route Anona – Igoumenitsa – Patras hatten wir von Berlin aus im Internet vorgebucht und bezahlt. Trotzdem mussten wir – anders als bei den Skandinavien-Routen, wo die Passagiere ihre Tickets direkt an den kleinen Schaltern bei der Einfahrt ins Hafengebiet erhalten, nochmals ins Terminal und dort wie alle anderen anstehen. Es dauerte, ehe wir unsere Tickets in den Händen hielten.
Das Schiff war okay, die Kabine auch. Nur sind wir von den Skandinavien-Fähren verwöhnt.
Igoumenitsa - Piräus - Chania
Die Fähre nach Chania verlässt Piräus üblicherweise spät abends, so dass eine weitere Übernachtung an Bord nötig wäre. Im Internet aber hatte ich eine zusätzliche Route der Minoan Lines entdeckt, die Piräus bereits um 16 Uhr verlässt und gegen 22:30 Uhr in Chania anlandet. Die Möglichkeit, die Nacht schon im eigenen Bett schlafen zu können, ließ uns die Fähre bereits in Igoumenitsa verlassen. Denn die kilometermäßig längere Strecke spart eine Menge Zeit gegenüber der Fährfahrt bis Patras.
Nur wenige Fahrzeuge schifften am frühen Morgen gemeinsam mit uns in Igoumenitsa aus. Wir erreichten die Autobahn gen Süden problemlos und fuhren – über weite Strecken total allein – durch griechische Lande. Die durch das Gebirge kurvige Strecke war bestens ausgebaut und in einem sehr guten Zustand. Allerdings hatten wir die Berge unterschätzt und damit Nebelschwaden so früh am Morgen.
Später wurde es voller auf der Autobahn, dafür fanden sich jetzt Tankstellen und Raststätten – wir hatten ja noch nicht gefrühstückt. Überfüllt waren die Straßen nirgends, nicht einmal im Umfeld von Athen. Da die Trasse nach Piräus die griechische Hauptstadt umgeht, fuhr es sich entspannt.
Wir erreichten Piräus rechtzeitig, um Tickets zu kaufen und das Schiff zu finden. Für die neue Route hatte man dem Schiff einen Kai am äußersten Rand des Hafengebietes zugewiesen. Nicht nur wir irrten etwas konfus herum.
Ankommen auf Kreta
Mit reichlich Verspätung lief unsere Fähre in Chania ein, einen halbe Stunde danach saßen wir in Maleme in der Strandtaverne Mythos. Trotz der späten Stunde bekamen wir noch Abendessen. Das Auspacken aber verschoben wir auf den nächsten Tag.