Die meisten Kreter können tanzen wie auf dem Foto oben, auch ohne Kostüm. Auf Kreta erlernen die Kinder schon in der Schule die Tänze ihres Landes, denn Tanzen gehört zur Allgemeinbildung. Für Ausländer aber sind die fremden Schritte furchtbar kompliziert.
Auf jeder Feier, jedem Fest das Gleiche: Ein paar Takte Musik und schon eröffnet jemand die Reihe. Am Ende tanzen selbst die, die kaum noch laufen können – bis auf die Zugereisten.
Wir waren in der Vergangenheit auf vielen Events oft die einzigen Ausländer, die mitmachten. Oder auch mitstolperten. Ich erinnere mich an die vorwurfsvollen Blicke der kleinen Nichte unseres griechischen Freundes, die auf einer Hochzeitsfeier zu vorgerückter Stunde neben mir tanzte. Sie schaute so, als wollte sie sagen: „Tante, hast Du das denn jetzt immer noch nicht kapiert!“ Im allgemeinen aber ging man bisher nachsichtig mit uns um. Oder man lud uns direkt ein, wie zum Beispiel Norbert zu Ostern im Hotel Haridimos. Die Männer der Gastgeberfamilie wollten ihn unbedingt zum Kreter machen 🙂
Zufrieden waren wir mit uns bisher aber gar nicht. Daran haben auch die Tanzstunden, die wir vor Jahren bei Angeliki im griechischen Kulturzentrum „Filia“ in Berlin absolvierten, nichts geändert – auch nicht die Balkan-Tanzabende, die wir gelegentlich in Berlin besuchen.
Wir stellen uns endlich der Herausforderung.
Bekanntlich hilft da nur regelmäßiges Üben oder eben eine Tanzschule – am besten beides. Freunde ergriffen die Initiative und organisierten einen Kurs mit Tanzlehrer Nikos Chairetakis vom Dale Paso Tanzstudio. Seitdem treffen wir uns am Freitagabend mit Gleichgesinnten zum Lernen in Kalidonia.
Kretische Tänze sind in ganz Griechenland berühmt. Traditionell tanzen sie Männer und Frauen, die zu offiziellen Anlässen ihre wunderschönen kretischen Trachten tragen. Die Tänze können schnell oder langsam sein – lebhaft und beeindruckend sind sie immer. (Quelle: Incredible Crete)
Bei großen Festen treten zunächst meist verschiedende Tanzgruppen auf, bevor auch das Publikum mitmachen kann.
Doch das Tanzen ist schwer.
Das auch, weil es von allem abweicht, was wir auf der anderen Seite Europas so kennen. Nicht einmal auf sein in Mitteleuropa erprobtes Rhythmusgefühl kann man sich hier unbesehen verlassen. Und so ist unser Herumgetanze aktuell immer noch mehr ein fröhliches Stolpern als richtiges Tanzen. Aber es macht Spaß und Nikos ist geduldig. Er will aus uns die besten Tänzer machen, sagt er. Das ist mal eine Herausforderung!