Raki – eigentlich Tsikoudia oder griechisch: τσικουδιά – wird im Herbst nach Weinlese- und -kelterei in Kupferkesseln aus Trester – den Pressrückständen der Weintrauben – destilliert. Drum herum gibt es überall auf Kreta Feste. Zum Beispiel im Bergdorf Kandanos im Westen der Sonneninsel.
Was der gewöhnliche Tourist niemals sieht
In der Saison spielt die Musik wie überall in Griechenland in den Orten am Meer rund um die großen Hotelanlagen. Das Leben der Kreter konzentriert sich voll auf den Tourismus und die vielen Touristen aus aller Welt. Massenabfertigung und Kommerz lassen sich da nicht vermeiden, auch wenn der auf Kreta noch sehr sympathisch daherkommt, finden wir.
Außerhalb der Saison lernt man ein ganz anderes Kreta kennen. Das Leben verlagert sich in die Bergdörfer. An den Wochenenden sind Cafès und Tavernen gut besucht und es gibt Feste und andere Events zu allen möglichen Gelegenheiten. Das, was den Touristen in der Saison als Tradition präsentiert wird, erlebt man hier in seiner Ursprünglichkeit. Die Herausforderung besteht darin, die Termine nicht zu verpassen … Aber auf Radio Kreta ist Verlass 🙂
Der Raki von Kandanos
… wurde vor der großen Halle im Dorf gebrannt und gleich ausgeschenkt. Die Gläser gab’s als Andenken zum Mitnehmen. Auch für Menschen wie mich, die leider gerade abstinent leben müssen. Dafür habe ich ausgiebig von den köstlichen Maronen und Quitten probiert, während wir mit den anderen Gästen auf den Einlass warteten. So nebenbei konnten wir beobachten, wie in den beiden Kesseln daneben das Essen für die Menschenmassen zubereitet wurden. Clever: erst das Fleisch, dann in der Brühe Reis und Bohnen. Und wir kamen auch gleich ins Gespräch.
In der Halle liefen die letzten Vorbereitungen der Band. Ilias Horeftakis – griechisch: Ηλίας Χορευτάκης – ist ein hier bekannter Interpret kretischer Musik. Die Band hatte einen langen Nachmittag und Abend vor sich.
Die Band-Probe ließ uns aber Schlimmes ahnen in Bezug auf die Lautstärke. Und so suchten wir uns lieber einen Platz an einem der langen Tische hinter der Band, als der Einlass endlich begann.
Raki, Wein, Musik und reichlich Essen
Schnell waren die Plätze an den Tischen in der großen Halle besetzt. Die wenigen Ausländer konnte man an zwei Händen abzählen, wir fielen also auf. Die Damen links von uns am Tisch versuchten immer wieder ein Gespräch. Schade, dass das aufgrund der Lautstärke nur selten möglich war.
Schade auch, dass wir nicht so lange bleiben konnten, aber wir wollten über die Berge sein, bevor es richtig dunkel ist. Bis dahin aber genossen wir das Fest – die kretischen Gerichte sowie Musik und Tanz.
Mal sehen, wo es als nächstes hingeht. Wir sind schon gespannt und finden unser Leben als Minderheit sehr spannend.