Sonntag und schönes Wetter. Wir nutzten den Tag, um einfach so über die Dörfer zu fahren und das Wochendtreiben auf Kreta zu erleben.
Sobald die Saison endet, spielt sich das Leben der Inselbewohner wieder abseits der Küsten ab. Am Wochenende ist in vielen Bergdörfern richtig was los. Selbst jetzt …
Aber schon vor ein paar Tagen hatten wir am frühen Nachmittag spontan das Dorf Sirili besucht, das nur etwa sechs Kilometer in südwestlicher Richtung von uns liegt. Während wir in dem kleinen Kafenion aßen, stand plötzlich neuer Wein auf unserem Tisch. Norbert revanchierte sich bei den beiden Spendern vom Nachbartisch mit Bier. Und schon kamen die Herren ins Gespräch. Die drei Männer boten alle ihre Englischkenntnisse auf – und griffen dann doch lieber auf mich zurück. Und so durfte ich in dieser patriachalischen Welt direkt mitreden 🙂
Nach diesem Erlebnis beschlossen wir, uns auch am Sonntag wieder unter das Volk zu mischen. Dieses Mal fuhren wir etwas weiter in die Berge hoch – bis nach Drakona, rund 37 Kilometer südöstlich von Maleme. Schon die Fahrt über die Serpentinen mit herrlichem Blick auf die Küste und die Berge war den Weg wert. Nach einer guten Dreiviertelstunde erreichten wir das Dorf.
Und was machen die Kreter nun so am Sonntag?
Essen und Geselligkeit spielen eine wichtige Rolle. Wir hatte es fast geahnt 🙂 Großfamilien saßen gemeinsam in der Tzaneris-Taverne und speisten ausgiebig. Die Geräuschkulisse war entsprechend. Mich erinnerte das an unsere Familientreffen in Deutschland, nur dass die üblicherweise zuhause stattfinden. Aber die Wohnungen und Häuser sollen auf Kreta wenig Platz für derlei Zusammenkünfte bieten. Da ist der gemeinsame Tavernenbesuch keine so schlechte Wahl.
Dass wir hier nicht alleine sind, merkten wir schon an den vielen Autos, die im Umfeld parkten. Wir stellten unser Fahrzeug ab und bekamen einen der letzten freien Tische. Die Kapazität ist ja begrenzt in Corona-Zeiten.
Richtig gutes und authentisches Essen
Das traditionelle Essen war köstlich: Staka mit Eiern, Stamnagaki sowie Huhn aus dem Ofen mit hausgemachten Nudeln – alles Spezialitäten der Inselküche. Bei den üppigen Portionen reichte eine pro Gericht für Norbert und mich zusammen. Und selbst die konnten wir nicht schaffen. Auch der „Rest“ stimmte. Die Wirtin kam irgendwann mit ihrem Rakiglas an jeden Tisch, um die Gäste persönlich zu begrüßen und mit ihnen anzustoßen. Als Erstbesucher wurden wir würdig willkommen geheißen.
Die Dounias-Taverne besuchen wir beim nächsten Mal.
Uns war bewusst, dass wir eigentlich die Dounias-Taverne am anderen Ende des Dorfes besuchen wollten. Aber die Atmosphäre im Tzaneris zog uns magisch an. Nach dem Essen hier war allerdings klar, dass wir an dem legendären Ort ein paar Kilometer weiter heute nicht mehr einkehren werden. Die Dounias-Taverne ist berühmt für ihre Slow Food-Gerichte, die traditionell über offenem Feuer zubereitet werden. Um wenigstens einen Eindruck zu bekommen, fuhren wir tapfer die restlichen vier Kilometer weiter, ehe es zurück an die Küste ging. Glück im Unglück: Im Dounias war es so voll, dass die Gäste schon vor der Tür sitzen mussten. Da wäre für uns kein Platz mehr frei gewesen.
Zurück ans Meer
Jetzt aber machten wir uns auf den Weg nach Hause – zurück ans Meer. Im November wird es ja schon früh dunkel, Die unbekannten Serpentinen wollten wir auf jeden Fall noch bei Tageslicht schaffen.
Wir werden bei nächster Gelegenheit unbedingt wieder hinauf nach Drakona fahren. Dann besuchen wir auf jeden Fall die Dournias Taverne und auch die kleine Byzantinische Kirche im Ort. Wir berichten …