Heute um 12:00 Uhr war unser Termin im Notariat. Der Kaufvertrag ist nun endlich unterzeichnet. Das Ganze erwies sich als äußerst schwierige Geburt.
Wäre das, was wir bei unserem Immobilienkauf 2.0 erleben mussten, bereits 2015 passiert, wären wir heute nicht auf Kreta. Mitte September unterschrieben wir im Maklerbüro den Vorvertrag – geplanter Kauf Mitte Januar. Wir warteten nahezu geduldig. Doch im neuen Jahr ging es hin und her. Eine Hiobsbotschaft jagte die nächste. Wir kamen uns zuletzt nur noch verschaukelt vor und wussten nicht mehr, was und wem wir in diesem Spiel überhaupt glauben konnten. Vergangene Woche wollten wir unsere Sachen plus Kätzchen nehmen und in ein anderes Land gehen. Zum Glück konnten wir uns auf keines einigen 🙂
Spätfolgen früherer Unregelmäßigkeiten
Während des Immobilienbooms auf Kreta Anfang der 2000er Jahre lief nicht immer alles korrekt. Und niemand schaute so genau hin. Jetzt aber schon. Die Gesetze wurden seitdem mehrfach verschärft, zuletzt 2017. Viele Besitzer von Immobilien nutz(t)en „Amnestien“, um ihre Objekte zu legalisieren – gegen Zahlung einer Strafe versteht sich.
Andere Immobilienbesitzer bemerk(t)en erst bei den Verkaufsvorbereitungen, dass ihre Objekte nicht korrekt sind. So war es wohl auch bei uns. Als unser Verkäufer Mitte Januar aus UK anreiste, kam er in dem festen Glauben nach Kreta, alles sei rechtens. Wobei – selbst die Bauzeichnung aus 2021 zeigt deutliche Abweichungen zur Realität. Die MÜSSEN ihm aufgefallen sein!
WIR wussten von dem allen lange nichts. Als uns unser Anwalt Anfang März aufklärte, fielen wir aus allen Wolken. Es ging um so komplizierte Dinge wie horizontale und vertikale Teilungen, Innerorts- und Außerortsgrundstücke, Grundstücksgrößen als Voraussetzung für Baugenehmigungen und vieles mehr. Fakt ist, dass früher gern an der Grundstücksgröße manipuliert wurde, um Baugenehmigungen zu erhalten als Voraussetzung für den Verkauf der Immobilien an arglose Ausländer. Wer seinerzeit also im guten Glauben ein solches Objekt erworben hatte, hat jetzt, da genau hingesehen und geprüft wird, das Nachsehen. Gerade die nicht mehr existente Immobilienfirma, bei der unser Verkäufer 2005 gekauft hatte, ist bekannt für solche Unregelmäßigkeiten.
Verkäufer- vs. Käuferinteressen
Mit unserem Wunschobjekt war so einiges im Argen: Die ausgezeichnete Fläche stimmte nicht mit der Realität überein, das Grundstück war in Vorbereitung auf den Verkauf rechtlich falsch geteilt worden und das Haus stand überwiegend nicht da, wo es nach der Baugenehmigung hätte stehen müssen. Mit all‘ dem hätten wir sogar noch leben können und zähneknirschend gewartet, bis der Verkäufer seine Dinge nun in Ordnung bringt. Dieser aber wollte finanzielle Schadensbegrenzung – für sich selbstverständlich. Nur damit wären WIR ins Risiko gegangen.
Während ich unserem Anwalt schon signalisierte, dass mir inzwischen alles egal sei, erklärte er mir unmissverständlich, dass er Kraft seines Amtes und unserer Freundschaft unsere objektiven Interessen wahrnehmen müsse. Und das würde bedeuten, einen juristisch korrekten Vertrag aufzusetzen und Schaden von uns abzuwenden. Er verlangte deshalb die Annulierung der Grundstücksteilung, die Verkäufer und Nachbar 2022 hatten beurkunden lassen, sowie einen neuen Teilungsvertrag nach den Buchstaben des Gesetzes. Und er wies die immer wieder absichtlich (?) falsch vorgelegten Dokumente des Verkäufers zurück und verlangte die Nachbesserung. Was da hinter den Kulissen los war, wollen wir gar nicht mehr wissen …
Blöd nur, dass die am Verkauf interessierten Player in diesem Spiel die Karten nie offen auf den Tisch legten. Wir wurden von Woche zu Woche hingehalten und schwebten zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Wobei sich im Nachherein auch nicht aufklären lässt, was wer wann wusste oder verschwieg.
Unser kretischer Alltag 2.0 beginnt
Noch sind wir ziemlich fertig, denn nicht nur das Wochenende mit Tanzperformance und vor allem Parade war anstrengend. Auch der Termin im Notariat heute zog sich eine gefühlte Ewigkeit hin. Drei Stunden waren nötig, bis ein unterschriftsreifes Dokument vorlag, an dem niemand mehr etwas zu meckern hatte. Ein großes Dankeschön an unseren Rechtsanwalt Ioannis Foteinakis! Er hatte nicht nur im Vorfeld treffsicher die Fallstricke in diesem Spiel erkannt, sondern auch noch direkt vor der Beurkundung dafür gesorgt, dass uns perspektivisch kein Schaden entsteht.
Die Anspannung der letzten Wochen wird sich sicher bald legen, damit wir unbeschwert feiern können. Zunächst aber müsssen wir uns um die Helfer und Dienstleister kümmern, die wir seit Januar immer wieder hinhalten mussten. Schließlich wollen wir so schnell wie möglich umziehen und unser altes Haus verkaufen. Der Käufer steht schon in den Startlöchern 🙂