Nach Chania vor zwei Jahren wählten wir für den Jahreswechsel 2008/9 Ierapetra im Südosten Kretas.
Die viertgößte Stadt der Insel hatte mich gleich beim ersten (Kurz-)Besuch im September 2005 beeindruckt. Jetzt wollten wir Stadt und Umgebung in Ruhe außerhalb der Touristen-Saison ergründen und weiter Erfahrungen sammeln.
Das auslaufende Jahr war hart. Nach der letzten Beisetzung kurz vor Weihnachten lag erst ich flach, dann Norbert. Wir beschlossen trotzdem zu fliegen.
Leider lief es in diesem Jahr nicht ganz so glatt wie vor zwei Jahren. Oder auch: unsere diesjährige Pechsträhne setzte sich fort. Und so gestaltete sich unsere Anreise am zweiten Weihnachtsfeiertag schwierig:
- erhebliche Mehrkosten bei EasyJet dank neuer Geschäftsbedingungen für Handgepäck, die wir verschlafen hatten: Wir zahlten 2 x 48 EUR für zwei Schlafsäcke, die nun Aufgabegepäck werden mussten!
- verspätete Ankunft in Athen bei strömendem Regen
- ewig warten am Gepäckband
- die Rollen unserer Reisetasche plus Unterboden gebrochen, die Schlafsäcke durchgeweicht
- die Metro zum Hafen knapp verpasst, Tickets aber schon entwertet
- mit dem Taxi für viel Geld gerade noch rechtzeitig nach Piräus gekommen
- keine Kartenzahlung für die Tickets möglich
- die Visa-Karte vom Geldautomaten „verschluckt“
Was nun?
Viele Telefonate später war klar, warum die Visa-Karte verschwand und dass es zumindest kein Sicherheitsproblem gab, aber die Fähre nach Heraklion war weg. Es gab eine zweite, teurere. Ich besorgte mit der EC-Karte Geld und Tickets. Norbert hatte da schon die Fähre erklommen, die ich mit wirklich letzter Kraft nach einem Sprint durch den sintflutartigen Regen erreichte, als sich die Ladeklappe schon hob. Die Melodie, die die Schiffe der Blue Star Ferries beim Ablegen spielen, kann ich seitdem nicht mehr leiden … Komplett durchnässt bekamen wir an der Rezeption die angeblich letzte freie Kabine – selbstverständlich die teuerste. Das war aber jetzt auch schon egal. Die Überfahrt in der Nobelkabine reichte, um uns wiederherzustellen und unsere durchgeweichten Sachen notdürftig zu trocknen.
Ankunft in Heraklion auf Kreta
Am frühen Morgen in Heraklion goss es weiter. Einen bequemen Bus – wie am Airport Chania – konnten wir nicht finden. Ein geschäftstüchtiger Taxifahrer fuhr uns auf Umwegen zur Leihwagenstation des griechischen Partners von Sunny Cars am Flughafen Heraklion. Wir waren zu müde, um zu protestieren, und bezahlten einfach.
Knapp zwei Stunden später stellten wir unser Auto auf dem Parkplatz in der Nähe des Hafens in Ierapetra ab und begaben uns bei inzwischen schönstem Wetter auf Hotelsuche. Das kostete etwas Zeit, denn anders als in Chania ruht der Tourismus hier im Winter. Wir hatten ausgesprochenes Glück und fanden ein schönes Zimmer mit Meerblick im Dachgeschoss an der Hauptstraße von Ierapetra.
Der Urlaub beginnt
Unsere Tage auf Kreta ließen die strapaziöse Anreise schnell vergessen. Nach einem ausgedehnten späten Frühstück mit Buch an der Uferpromenade bummelten wir durch die Gegend oder fuhren über die Insel. Wir besuchten Sitia und Agios Nikolaos, erkundeten neue Wege über die Berge und tranken in einem entlegenen Bergdorf köstlichen Bergtee oder genossen einfach das Meer.
Fotos von Ierapetra im Winter
Leider war es in diesem Jahr ungewöhnlich kalt für den Süden und die „umgedrehte“ Klimaanlage in unserem Zimmer damit abends und nachts ziemlich überfordert. Schlafsäcke und Decken auf die Reise mitzunehmen, war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Und morgens blieben wir einfach so lange im Bett, bis die Sonne ins Zimmer schien und die Temperaturen angenehm zum Aufstehen waren.
Am letzten Tag des Jahres kam Bewegung in die sonst wie ausgestorben wirkende Stadt. Der Weihnachtsmann landete unüberhörbar mit seinem Boot im Hafen an. Begleitet von einer Blaskapelle zog er in die Stadt ein, wo er am festlich geschmückten zentralen Platz Bedürftige beschenkte. Danach wurde das neue Jahr 2009 mit einem Feuerwerk begrüßt.
Wenige Tage später hieß es schon wieder Abschied nehmen von Kreta. Bevor wir am Abend in Heraklion die Fähre zurück nach Athen bestiegen, fuhren wir noch in Bali vorbei. Der Ferienort war jetzt im Winter nahezu menschenleer. Es gab nicht einmal einen Kaffee …
Ankunft in Athen
Die Fähre landete pünktlich am frühen Morgen in Piräus an. Wir fuhren wieder mit der U-Bahn bis Monastiraki und verstauten unser Gepäck dort in den Schließfächern. Dann bummelten wir durch Athen, das wir ja im September während unserer Griechenland-Rundreise viel besser kennengelernt hatten. Und wir kehrten im Szeneviertel Psiri in unser neues Lieblingsrestaurant ein, bevor es abends mit EasyJet Richtung Berlin ging. Auf die neuen Gepäckbedingungen waren wir jetzt aber vorbereitet. Schon in Ierapetra hatten wir eine Tasche günstig erstanden, in die unsere Schlafsäcke passten. Und wir hatten das zusätzliche Aufgabegepäck rechtzeitig online eingebucht.