Ein nicht so voller und ursprünglicher Ort sollte es sein für unsere Kreta-Premiere und ein kleines Hotel.
Die gute Beratung im Reisebüro bei einer erfahrenen, ehemaligen Kollegin bewahrte uns vor bösen Fehlern. Östlich von Heraklion sollten wir nur wählen, wenn wir S’Arenal auf Mallorca mögen … Unerfahren, wie wir waren, studierten wir vor unseren ersten Kreta-Ferien ausgiebig Kataloge und Reiseführer – das Internet war damals ja noch wenig aussagefähig. Wir entschieden uns für das Ex-Fischerdorf Bali im Nordwesten Kretas zwischen Iraklio und Rethymno und hatten es damit wirklich perfekt getroffen.
»Kreta war hässlich, das Essen schlecht, die Leute furchtbar, das Hotel dreckig«, so ähnlich wollten wir unsere Ferien im Mai 2003 daheim schildern – damit bloß nicht so viele Leute in unser neues Paradies reisen. In Wahrheit hatten wir uns SOFORT in die Insel verliebt, bei der Rückreise flossen Tränen und der nächste Kreta-Urlaub war praktisch schon gebucht.
Bali ist ideal für Exkursionen ins Hinterland und an die Südküste
Bali war 2003 bei weitem noch nicht so ausgebaut wie heute. Es ging ruhig zu, nicht nur, weil die Saison im Mai erst langsam anlief.
Zwei Wochen Badeurlaub standen auf dem Programm, Mietwagen inklusive. Okay, gebadet wurde in diesem Kreta-Urlaub auch. Darum ging es aber gar nicht, denn viel spannender waren unsere Fahrten – individuell mit dem Leihwagen und organisiert – zu den bekannten touristischen Höhepunkten, mehr noch quer über die Insel durchs Gebirge und ins unmittelbare Hinterland von Bali. Die Atmosphäre hier in den Dörfern, Klänge, Gerüche und Speisen faszinierten uns, auch wenn wir kein einziges Wort verstanden.
Die Ausgrabungen von Knossos, das Töpferdorf Margarites, die Melidoni-Höhle, den (angeblichen) El Greco-Ort Fodele, Anogia im Nordosten des Psiloritis-Massivs, Rethymnon, Spili, die Imbros-Schlucht, Preveli, Vrisses, Chania und vieles mehr sahen wir auf unseren Touren ab Bali. Toll auch die Minikreuzfahrt nach Santorini und der Segel-Törn am letzten Tag.
Chania hatte es mir übrigens sofort angetan. Wir nahmen, nachdem wir die Stadt kennengelernt hatten, mehrfach den weiten Weg ab Bali auf uns, um für ein paar Stunden in Chania zu sein.
Und dann die Abende in den Tavernen rund um den kleinen Hafen im Ort … Wir freundeten uns mit einem der Wirte an, der, wie wir Jahre später erfuhren, die Rolle nur aushilfsweise übernommen hatte. Von ihm lernten wir viel über Land und Leute, Geschichte und Kultur. Schade, dass der Kontakt verloren ging.
Auch unser Hotel war die richtige Wahl
Das Hotel Ormos Atalia – damals noch klein und übersichtlich – liegt ruhig am westlichen Rande von Bali. Den Ortskern und den Strand in der Badebucht am westlichen Ende des Ortes konnten wir zu Fuß schnell erreichen. Okay, die Marmortreppe aus dem Ort hinauf in die Hotelanlage war nach ausgiebigen Tavernenbesuchen manchmal strapaziös 🙂 Die Bimmelbahn gab es damals noch nicht.
Nach unseren ersten Kreta-Ferien
… war nichts mehr wie es vorher war. Der Virus hatte zugeschlagen. Wiederkommen verstand sich da von selbst.
Nachtrag 2021
Um Enttäuschungen zu vermeiden:
Das Bali, in das wir uns verliebt hatten, gibt es nicht mehr. Das ehemalige Fischerdorf ist jetzt ein ziemlich großer Ferienort für Pauschaltouristen geworden und sehr gewachsen. Urlaub würden wir da heute nicht mehr machen. Für ein Essen in unserer Stammtaverne biegen wir aber immer noch gerne ab.