Norbert hatte sich mit diese Kreta-Rundreise durchgesetzt. Und es war tatsächlich keine sooo schlechte Idee, Kreta mal im Schnelldurchlauf organisiert zu besuchen.
Unsere einwöchige Rundreise startete Anfang September vor dem gebuchten Badeurlaub zu meinem 50. Geburtstag. Eigentlich war es noch etwas zu heiß für diese Art Unternehmung. Die Sonne brannte ganz anständig, vor allem in den Ausgrabungsstätten. Aber die Betreiber hatten vorgesorgt. Die Hauptwege waren mit Strohdächern überdacht, die wohltuenden Schatten spendeten.
Ich habe hart an meinen Phobien gearbeitet. In Bezug auf den organisierten Tourismus fiel das nicht sooo schwer, denn die Gruppe war in Ordnung und Reiseleiterin Gabriela top. Busfahrer Thomas sorgte zudem für eine Menge Spaß auf der Tour durch Ausgrabungsstätten, Klöster und Natur. Er ließ uns unterwegs Kaktusfeigen verkosten, die er für uns vorbereitete, als wir auf Besichtigungstour waren, oder organisierte eine spontane Weinverkostung auf dem Parkplatz mit dem Wein aus seiner Produktion.
An Städten beeindruckten uns besonders Ierapetra im Südosten – die Atmosphäre spät abends am Meer war nahezu mystisch – und natürlich erneut Chania.
Kreta-Rundreise „Antikes Kreta“ mit ITS
09. – 15.09.2005
- Ankunft in Heraklion, Freizeit
- In und um Heraklion:
Knossos – Archäologisches Museum – Kretischer Abend - Von Heraklion nach Ierpetra:
Lassithi – Agio Nikolaos – Spinalonga – Ierapetra - Kreta Südost:
Sitia – Vai – Ierapetra - An der Südküste entlang:
Messara Ebene – Festos – Gortys – Matala - In den Nordwesten von Kreta:
Arkadi – Rethymnon – Chania – Maleme - Wandern:
Samaria Schlucht – Agia Roumeli – Chora Sfakion – Maleme - Transfer ins ehemalige Fischerdorf Bali zur individuellen Verlängerung
Unsere Kreta-Rundreise im Überblick
Ein Tag in Heraklion
Ein Taxi des Reiseveranstalters fuhr uns in das Hotel Castello an einer stark befahrenen Ecke in der Innenstadt. Obwohl wir sehr früh ankamen, konnten wir unser Zimmer gleich beziehen – zum Glück, denn wir waren todmüde und mich hatte im Flieger irgendein Keim erwischt. Wir schliefen sofort ein. Da störte nicht mal der enorme Lärm, der von der Straße kam.
Erst am Nachmittag machten wir uns auf Erkundungstour. Den alten Hafen und die Tavernen drumherum hatten wir gleich ins Herz geschlossen.
Abends stand nach dem Essen auf der schönen Dachterrasse des Hotels noch ein unfreiwilliger Fußmarsch an. Und dabei hatten wir nur ein paar Meter laufen wollen … leider aber im Dunkeln komplett die Orientierung verloren 🙂
Besichtigungen rund um Heraklion
Kreta gilt als Wiege der europäischen Kultur, schon vor über 4.000 Jahren entwickelte sich im östlichen Mittelmeer die Hochkultur der Minoer. Übrig geblieben sind allerdings nur Legenden – und die Ruinen von Knossos.
Die Ausgrabungsstätte rund fünf Kilometer südlich von Heraklion gehört zu den bedeutendsten archäologischen Fundstätten Europas und ist eine Touristenattraktion mit entsprechend vielen Besuchern. Bekannt sind vor allem der Palast von Knossos, der neben den Palästen von Malia, Phaistos und Kato Zakros der größte minoische Palast auf Kreta ist und von Griechenland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurde. Mehr zu Knossos auf drp-kulturtours.de
Deutlich ruhiger ging es im Archäologischen Museum in der Innenstadt von Heraklion zu. Wir sahen viele Exponate, die eigentlich nach Knossos gehörten.
Kretische Abende oder Nächte stehen wohl bei jeder Art organisierter Reise auf dem Programm. Das Event, das uns im Bergdorf Karouzanos geboten wurde, war durchaus sehenswert, allerdings sehr, sehr touristisch – vor allem auch das Essen. Das alles kennen wir doch deutlich besser!
Das Dorf lebt offensichtlich von dieser Art Veranstaltungen. Entsprechend wirkten alle Bewohner irgendwie mit. Mit den vielen Bussen, die kamen, schien man allerdings logistisch etwas überfordert zu sein.
Durch die Lasshiti-Ebende und weiter nach Agios Nikoloas und Ierapetra
Nochmal Mythologie: Die Höhle von Psychro – auch Zeus-Höhle und Diktäische Höhle – befindet sich nahe des Ortes Psychro oberhalb der Lasithi-Hochebene. Für die Minoer war sie eine wichtige Kultstätte. Zeus soll in dieser Höhle geboren und von Amaltheia und den Kureten versorgt worden sein. Eine weitere Geburtshöhle liegt übrigens im Ida-Gebirge (idäische Grotte).
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In Agios Nikolaos bestiegen wir das Schiff nach Spinalonga, auch Kalidonia. Die 200 x 400 m große, unbewohnte griechische Insel hat sich als Lepra-Insel einen unrümlichen Namen gemacht. Zwischen 1913 und 1953 wurden leprakranke Menschen hierher verbannt.
Mehr dazu steht im Buch von Victoria Hislop „Insel der Vergessenen“.
Das organisierte Abendessen im Hotel in Ierapetra war grenzwertig und bestätigte alle Vorurteile, die ich seit meiner eigenen Zeit als Reiseleiterin gegenüber organisierten Reisen pflege. Die Nacht unter Griechen – ohne Touristentrubel – in der Taverne an der Strandpromenade entschädigte uns aber komplett. Hier, an der Südküste von Kreta, lag ein Hauch von Afrika in der Luft und die Atmosphäre war großartig. Taverne an Taverne reihte sich aneinander, manche von jungen Frauen, manche von jungen Männern besucht. Und die Blicke flogen 🙂 Zuvor hatte man natürlich schon beim abendlichen Spaziergang – der Volta – ausgiebig auf sich aufmerksam gemacht. Wir hatten überhaupt keine Lust zum Schlafen gehen.
Über Sitia ud Vai zurück nach Ierapetra
Mit dem Bus ging es über die Berge an die Nordostküste von Kreta, um die kleine Hafenstadt Sitia zu besuchen. Die Fahrt war beeindruckend. Es sieht hier ganz anders aus als im Nordwesten. Allerdings riet Reiseleiterin Gabriela, das Umdrehen von Steinen in dieser Region unbedingt zu unterlassen, falls wir mal auf Wandertour sein sollten. Skorpione und auch Schlangen kämen durchaus vor.
Ganz im Osten der Insel besuchten wir später den berühmten Palmenstrand Vai. Norbert probierte auch das Wasser. Großartig, nur die kleinen Knabber-Fische – kostenloses Peeling! – waren gewöhnungsbedürftig und vor allem unerwartet.
Auf dem Parkplatz folgte noch ein Extra-Event: Nachdem wir unsere Getränke gekauft hatten, holte der kleine und schon recht betagte Mann hinter dem Tresen seine Lyra hervor und sang. Die Augen funkelten – was für ein Temperament! Die Stimmung kam schnell richtig in Schwung, so dass sich unsere Abfahrt erheblich verzögerte. Für uns alle kein Problem, lediglich drei unserer Mitreisenden – die üblichen – fehlten und reklamierten dann die Verspätung. Arme Gabriela!
Der Abend lief genau wie am Vortag. Wir hatten uns schon den ganzen Tag auf das Sitzen abends beim Wein an der Strandpromenade gefreut. Ierapetra besuchen wir auf jeden Fall wieder.
Entlang der Südküste
Klosteranlagen und Ausgrabungsstätten an der Südküste standen auf dem Programm, bevor wir am Abend die ehemalige Hippie-Hochburg Matala erreichten.
Erste Station: Gortyn – auch Gortyna oder Gortys – die Reste der antiken Stadt etwa 40 Kilometer südlich von Heraklion bei Agia Deka. Die Ausgrabungsstätte ist bekannt für die „Große Inschrift“, den bislang ältesten aufgefundenen Gesetzescodex Europas.
Kloster Kaliviani wenig später an der Hauptstraße von Mires nach Timbaki ist eine der wenigen noch bewohnten Klöster auf Kreta und fast eine Stadt für sich. Es gibt ein Waisenhaus und eine Handarbeitsschule. Besonders haben sich uns allerdings Blumen, Bäume und Sträucher eingeprägt. Einfach toll!
Ganz in der Nähe: Phaistos – auch Phaestos oder Festos – die minoische Siedlung aus der Bronzezeit. Hier befinden sich die Ruinen des Palastes von Phaistos, mit einer Fläche von 8.400 m² einst der zweitgrößte minoische Palast Kretas nach Knossos.
In Matala angekommen, ging es zunächst zum Baden an den Strand. Abends genossen wir das bunte Leben beim Wein von unserer Terrasse im Hotel aus. Wir hatten es gut getroffen und einen super Blick auf das Treiben im Ort und die angestrahlten Höhlen.
Über Arkadi und Rethymnon nach Chania
Von Matala aus fuhren wir über das Bergdorf Spili nach Rethymnon. Kurz vor Spili stand das Kloster Arkadi, das bedeutendste Nationaldenkmal Kretas, auf dem Programm. Es spielte eine herausragende Rolle im kretischen Kampf um Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Und so war die Klosterkirche auf dem 100-Drachmen-Schein abgebildet, der bis zur Einführung des Euro galt.
Nach kurzen Aufenthalten in Spili und Rethymnon erreichten wir Chania. Nach Besichtigungen und Freizeit in meiner Lieblingsstadt auf Kreta brachte uns der Bus für zwei Übernachtungen in ein weiter westlich gelegenes Strandhotel – und wieder eine neue Landschaft, die ganz anders war als die, die wir bisher auf Kreta gesehen hatten.
Nach dem langen Tag im Bus wollten die meisten von uns nur noch ins Wasser. Das Baden hier war toll, für mich aber wohl zu viel. Die Erkältung, die seit unserer Ankunft immer latent auf sich aufmerksam machte, brach in dieser Nacht mit heftigem Fieber aus.
Wandern in der Samaria-Schlucht
Die Samaria-Schlucht ist eine der längsten Schluchten Europas und ein touristischer Höhepunkt. Bis zu 4.000 Menschen wandern hier täglich durch. Und so begann der Tag früh, denn nur wer rechtzeitig startet, schafft die Wanderung. Der Bus fuhr die Wanderer auf über 1.200 Meter Höhe hinauf in die Omalos-Hochebene. Von hier aus, fast in der Mitte der Insel, startet der Abstieg in die Schlucht. Der Weg bis nach Agia Roumeli am Libyschen Meer wird von 600 Meter hohen senkrechten Felswänden gesäumt. Die engste Stelle – die eisernen Pforte – ist nur drei bis vier Meter breit. Norbert musste die fünfstündige Wanderung leider alleine antreten …
Neben der großen Wanderung durch die 17 Kilometer lange Schlucht wurde alternativ eine kurze Schnuppertour angeboten. Ich entschied mich notgedrungen für diese. Sie führte direkt nach Hora Sfakion zur Fähre und mit dieser nach Agia Roumeli. Von Agia Roumeli aus kann man – quasi »von unten« bis zur engsten Stelle laufen. Aber auch das war für mich zu viel. Und so schlief ich, während Norbert wanderte, unten am Meer auf den heißen Steinen. Die taten Lunge und Bronchien außergewöhnlich gut. Aber ich werde in Bali dringend zum Arzt müssen.
Weiterfahrt nach Bali
Der Bus brachte uns am Morgen in unser gebuchtes Hotel in Bali für weitere 14 Tage Urlaub. Mehr dazu im Reisereport Zurück auf Kreta.
Mit den Erfahrungen unserer Rundfahrt können wir nun viel besser entscheiden, wohin wir ab jetzt individuell fahren wollen. Wir werden allerdings sehr viele Urlaube benötigen, um unsere neuen Favoriten richtig kennenzulernen 🙂