Am frühen Novembermorgen große Netze über der Terrassenmauer und ungewohnter Lärm im Olivenhain: untrügliche Zeichen dafür, dass es los geht mit der Olivenernte.
Nachdem die Erntehelfer realisiert hatten, dass unserer Häuser in diesem Jahr bewohnt sind, verschwanden die Netze gleich wieder von der Mauer. Aber wir konnten ab jetzt das Treiben im Olivenhain um uns herum gut verfolgen – und hören. Denn eines der Teams stieß regelmäßig Motivationsschreie aus, wenn sie die Netze zusammenzogen.
Das Öl der ersten Oliven, die noch unreif geerntet werden, soll übrigens das wertvollste für die Gesundheit sein und Medizin, zum Beispiel gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten. Sicherheitshalber trinken wir jeden Morgen davon ein Rakigläschen voll. Im Salat würde ich dieses Öl aber nicht verwenden – und das nicht nur mit Blick auf den Preis.
Drei Stunden soll das Ernten eines Baumes, der ausgewachsen ist und gut trägt, dauern. Das lernten wir während der Führung bei Terra Creta. Wir haben die Zeit nicht gestoppt. Aber das hängt wohl auch von der Anzahl der Personen ab, die helfen. Und von der Technik natürlich: Um unser Haus herum kommen überall die elektrisch betriebenen Gerätschaften an den langen Stangen zum Einsatz. Niemand schüttelt da mehr mit Muskelkraft.
Vor unserem Haus waren drei Nachbarsfrauen fast eine ganze Woche damit beschäftigt, die Bäume der Familie abzuernten, zusätzlich zu ihren sonstigen Pflichten.
Wie überhaupt viele der Kreter die Oliven zusätzlich zu ihrem Job haben. Oder sie helfen Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten bei der Ernte – nicht immer mit übergroßer Freude. Der promovierte und nicht mehr ganz so junge Geschäftsführer der Athener Vertretung meines ehemaligen Arbeitgebers zum Beispiel stöhnte ganz schön, als die Olivenernte anstand und er nach Kreta zu seinen Eltern musste, um zu helfen.
Durch das Schütteln fallen die Oliven auf die unter den Bäumen ausgelegten Netze. Dann kommen sie in große Säcke. Ein Pick-up nach dem anderen fuhr aus dem Olivenhain heraus, voll beladen mit Säcken. Ein Sack soll um die 40 – 45 Kilo wiegen. So mancher Pick-up ging dabei ganz schön in die Knie.
Und dann das Thema Ladungssicherheit … Wenn so ein Gefährt auf seinem Weg zur Ölmühle vor uns her fuhr, war mir nicht ganz wohl. Bergauf, auf dem Weg zum Airport Chania auf Akrotiri, fuhren gleich mehrere Fahrzeuge vor uns. Gut, dass wir rechtzeitig gestartet waren, um unsere Gäste abzuholen.
Leider ist es mir nicht gelungen, einen Pick-up mit Säcken, Gerätschaft UND ganz obendrauf Arbeitern zu fotografieren. Aber es war immer schon sehr spät und damit fast dunkel, wenn die Erntehelfer ihr Tagwerk beendeten.